Offener Brief von Grafikdesignern an Stiftung Buchkunst

"Wir plädieren für einen alternativen buchästhetischen Diskurs"

27. September 2018
von Börsenblatt
In einem Offenen Brief kritisieren 25 Professoren für Grafikdesigner die Stiftung Buchkunst und den Wettbewerb "Deutschlands schönste Bücher". Die Stiftung habe in den letzen Jahren "den Diskurs kritischer Buchästhetik systematisch ausgeblendet", lautet ihr Vorwurf.

Der Offene Brief, der von den Design-Professoren Ingo Ferdinand Offermanns, Markus Dreßen und Markus Weisbeck initiiert wurde, ist auf Facebook zu lesen. Gestaltung sei immer politisch, so die die Unterzeichner. Es brauche darum ein Forum, "das diesen zentralen Aspekt kritisch-ästhetischen Kulturschaffens fördert und vermittelt". Die Stiftung Buchkunst wolle solch ein Ort sein. Betrachte man allerdings die Entwicklung der letzten Jahre, dränge sich der Eindruck auf, "dass die Stiftung 'das schöne Buch' als marktgerechtes Erbauungsaccessoire mit Renditepotenzial missversteht" und den Diskurs kritischer Buchästhetik systematisch ausblende. Die Stiftung Buchkunst agiere "wie ein nationaler Interessenverband der Druck- und Verlagsindustrie, nicht aber wie eine Kulturfördernde und von Kulturförderung bedachte Institution."

Die Unterzeichner des offenen Briefes "plädieren deshalb für einen alternativen und transnationalen buchästhetischen Diskurs innerhalb und außerhalb der Stiftung Buchkunst, der die Bandbreite buchgestalterischer Reflexion und Innovation sowie das künstlerische Experiment spiegelt." Man brauche daher Jurys, die herausragende Buchgestaltung aufspüren und zur Diskussion stellen. "Sollte sich ein solcher Ansatz in der Stiftung Buchkunst nicht abbilden lassen, machen wir uns für eine alternative Institution buchkünstlerischen Diskurses stark, die Schulter an Schulter und auf Augenhöhe mit internationalen Jurys agiert", so die Unterzeichner.

Katharina Hesse, Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst, erklärt auf Anfrage von boersenblatt.net: "Über die genannten Kritikpunkte kann mit uns direkt diskutiert werden, an einem Austausch über Buchgestaltung sind wir selbstverständlich immer interessiert. Ein offener Brief sollte die letzte Möglichkeit der Kontaktaufnahme sein und nicht die Erste. Ich kann die Unterzeichner nur erneut auffordern, mit uns ins Gespräch zu kommen."