Erich Fried Preis an Ralph Dutli

"Dieser Autor ist ein Sprachversessener"

28. September 2018
von Börsenblatt
Der mit 15.000 Euro dotierte Erich Fried Preis 2018 geht an den Schweizer Schriftsteller und Übersetzer Ralph Dutli. Das hat die alleinige Jurorin Beatrice von Matt entschieden, wie das Literaturhaus Wien mitteilt.

In ihrer Begründung schreibt Beatrice von Matt: "In vielen Sprachen zuhause, lebt Ralph Dutli seine künstlerische Leidenschaft in einem breiten Spektrum literarischer Formen aus. Seine Gedichte tanzen mit dissonanten Klängen und Reimen, und trotzdem antworten sie kenntnisreich auf Traditionen aus aller Welten Poesie. So hat Dutli u. a. auch die Fatrasien, karnevalistisch-verrückte Verse des französischen Mittelalters, virtuos übertragen. Als Romancier kennt er sowohl die lyrischen Aufschwünge wie auch die präzise Recherche. Und auch seiner berühmten Biographie über den russischen Schriftsteller Ossip Mandelstam eignet der Gestus eines großen Erzählers. Dieser Autor ist ein Sprachversessener, der seine essayistischen Themen genauestens erkundet und funkelnd darbietet, ob es sich dabei um Dichter und deren Texte handelt oder um winzige Lebewesen wie Bienen und Oliven."

Ralph Dutli  wurde 1954 in Schaffhausen (Schweiz) geboren. Er studierte Romanistik und Russistik und lebt heute – nach zwölf Jahren in Paris – als freier Schriftsteller und Übersetzer in Heidelberg. Zuletzt erschien von ihm als Autor: "Dantes Gesänge − Gerät zum Einfangen der Zukunft" (Wallstein, 2017). Übersetzt und mit einem Essay versehen hat Dutli Poeme des Pariser Dichters Rutebeuf (1230-1285) für den Band "Winterpech & Sommerpech" (Wallstein, 2017). Dutli erhielt zahlreiche Preise, u. a. den Johann-Heinrich-Voss-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (2006) und den Düsseldorfer Literaturpreis (2014).

Die Preisverleihung findet am 25. November im Literaturhaus Wien statt.

Zum Erich Fried Preis

Der Erich Fried Preis zählt zu den renommiertesten literarischen Auszeichnungen Österreichs. Er wird seit 1990 durch die Internationale Erich Fried Gesellschaft vergeben und zeichnet sich dadurch aus, dass ein namhafter Autor oder Publizist allein die Entscheidung verantwortet, wem der Preis zuerkannt wird, und diese Wahl mit einer Laudatio begründet. 2018 hat die Fried Gesellschaft die Schweizer Literaturkritikerin, Publizistin und Redakteurin Beatrice von Matt zur Jurorin bestimmt.

Der Erich Fried Preis wird vom österreichischen Bundeskanzleramt – Sektion Kunst | Kultur gestiftet und ist mit 15.000 Euro dotiert. Zu den Preisträgern der letzten Jahre zählen Terézia Mora, Thomas Stangl, Nico Bleutge, Rainer Merkel, Judith Hermann, Dorothee Elmiger, Leif Randt und Teresa Präauer.