Auszeichnung und Gastprofessur für deutschsprachige Poetik

Clemens J. Setz erhält Berliner Literaturpreis 2019

5. Oktober 2018
von Börsenblatt
Die Stiftung Preußische Seehandlung hat Clemens J. Setz mit dem Berliner Literaturpreis 2019 ausgezeichnet, der mit 30.000 Euro dotiert ist. Der österreichische Autor hat die mit dem Preis verbundene Berufung der Freien Universität Berlin auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik im Sommersemester 2019 angenommen.

In der Begründung heißt es der Presseinformation zufolge: Clemens J. Setz erhalte "den Berliner Literaturpreis für ein literarisches Schaffen, das in allen Großgattungen originelle Akzente gesetzt hat. Es ist von einer schier unerschöpflichen Fabulierlust und absurder Komik geprägt und glänzt mit einem intertextuellen Anspielungsreichtum, der von genuin literarischen über philosophische und naturwissenschaftliche bis zu popkulturellen Diskursen reicht." Dokumentarisches werde mit Fantastik konfrontiert, genau recherchiertes, zum Teil abseitiges und abstruses Wissen mit Groteskem und Irrationalem; "irreale Traumsequenzen werden ihrerseits mit rationalen Erkenntnissen verknüpft, wobei die narrative Kombinatorik stets neue und unerwartete Wendungen nimmt", heißt es weiter. Setz habe sich in seinen Werken "konsequent einen idiosynkratischen literarischen Kosmos geschaffen und sich einen so eigenwilligen wie facettenreichen, gleichsam musikalischen Schreibstil erarbeitet". Beides führe er im Roman "Indigo" (2012), dem 'unlyrischen' Lyrikband "Die Vogelstraußtrompete" (2014), dem Monumentalroman "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre" (2015) und dem bitterbösen Theaterstück "Vereinte Nationen" (2017) sowie in essayistischen Texten und Gesprächen zu jeweils neuen Höhepunkten kalkulierter oder assoziativer Komposition. Setz verbinde darin auf eindrückliche Weise literarische Traditionsbestände mit formalen Errungenschaften der Avantgardeliteratur, "was sein Schreiben gleichermaßen für ein größeres und junges Publikum attraktiv macht", so die Jury.

Der Jury des Berliner Literaturpreises 2019 gehören Michael Gamper, Jutta Person, Stephan Wetzel, Ernest Wichner und Norbert Christian Wolf an.

Preisverleihung

Der Berliner Literaturpreis wird am 20. Februar 2019 vom Regierenden Bürgermeister und Vorsitzenden des Rates der Stiftung Preußische Seehandlung, Michael Müller, im Berliner Rathaus verliehen. Der Präsident der Freien Universität Berlin, Günter M. Ziegler, wird die Berufung des Preisträgers auf die Gastprofessur vornehmen. Die Laudatio hält die österreichische Literaturwissenschaftlerin Daniela Strigl.

Zum Preis

Der mit 30.000 Euro dotierte Berliner Literaturpreis zeichnet Autoren aus, die mit ihrem literarischen Werk in den Gattungen Erzählende und Dramatische Literatur sowie Lyrik einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geleistet haben. Mit der Preisvergabe geht das Angebot einer Berufung auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin einher.

Bisherige Preisträger und Dozenten waren Herta Müller, Durs Grünbein, Ilija Trojanow, Ulrich Peltzer, Dea Loher, Sibylle Lewitscharoff, Thomas Lehr, Rainald Goetz, Lukas Bärfuss, Hans Joachim Schädlich, Olga Martynova, Feridun Zaimoglu, Ilma Rakusa und Marion Poschmann.