Thalia-CEO Michael Busch zu den aktuellen Geschäftszahlen

Geringes Wachstum, bestes Ergebnis

9. Oktober 2018
von Christina Schulte
Thalia hat das vergangene Geschäftsjahr (1. Oktober 2017 - 30. September 2018) über alle Kanäle hinweg mit einem leichten Umsatzplus kleiner ein Prozent und mit dem besten Ergebnis seit vielen Jahren abgeschlossen. Das sagte Thalia-CEO Michael Busch in einer Telefonkonferenz am heutigen Dienstag, ohne konkrete und absolute Zahlen zu nennen.

Das stationäre Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz hatte Busch zufolge einen Rückgang von 1,6 Prozent zu verzeichnen. Als Gründe dafür nannte er die nach wie vor herausfordernde Marktsituation im Einzelhandel und eine damit einhergehende rückläufige Besucherfrequenz in Innenstadt- und Centerlagen. Auf der anderen Seite sei es Thalia gelungen, die Kundengewinnungsquote zu verbessern sowie einen Anstieg beim Kauf pro Kunde zu erreichen. Damit habe man den stationären Frequenzrückgang jedoch nur zum Teil kompensieren können.

Erfreulich sei die Entwicklung beim E-Commerce gewesen: Nach der deutlichen Umsatzsteigerung im Geschäftsjahr 2016/2017, wurde der Umsatz in diesem Geschäftsbereich nochmals knapp zweistellig gesteigert. Der Anteil des E-Commerce bewege sich derzeit bei rund 20 Prozent.


Zahl der Übernahmen wächst

Im stationären Handel habe Thalia im abgelaufenen Geschäftsjahr zwölf Filialen neu eröffnet, davon drei eigene und neun Übernahmen. Busch berichtete, "dass die Anzahl der Buchhandlungen, die aktiv auf uns zukommen, steigt". Die Vorteile von Übernahmen bestünden für Thalia darin, dass man sich sofort in einer guten Marktposition befinde und mit den zusätzlichen Thalia-Services zumeist recht schnell eine deutlich positive Geschäftsentwicklung erzielen könne. Die Präsenz vor Ort spiegle sich dann auch zeitnah in einem zunehmenden Onlinegeschäft wieder.

Bedeutsam sei in den vergangenen Monaten vor allem die Übernahme von Wittwer gewesen. Thalia habe damit im südwestdeutschen Raum ein Zeichen setzen können. "Es war für uns wichtig, im Zentrum eines hochattraktiven Wirtschaftsraums in Toplage auch mit einem Flagschiff vertreten zu sein." Die Wittwer-Übernahme biete für sein Unternehmen eine schöne Perspektive. Busch geht davon aus, dass Thalia in Südwestdeutschland jetzt eine größere Marktabdeckung erreicht als Osiander sie hat.

Und wie hat Thalia trotz eines nur geringen Wachstums das beste Ergebnis seit langem erreicht? Busch nannte für den Erfolg diese Faktoren:

  • Im stationären Buchhandel könnten zurzeit bei neuen Mietverträgen Mietreduzierungen durchgesetzt werden.
  • Ein vernünftiger Altersmix bei den Mitarbeitern hielte die Personalkosten in Maßen.
  • Beim steigenden E-Commerce würden auf Grund der Skaleneffekte die Kosten abnehmen.
  • Mit einer erhöhten Vertikalisierung (dem Anteil eigener Produkte) ließen sich die Margen deutlich erhöhen.

"Nach nur zwei Jahren haben wir es in der neuen Eigentümerstruktur geschafft, unabhängig zu werden und aus eigener Kraft unser Wachstum mit Augenmaß voranzutreiben", meint Busch. "Das zeigt, dass wir ein zukunftsfähiges Konzept für den Buchhandel haben, und dass es strategisch richtig ist, unsere Vertriebskanäle immer enger miteinander zu verknüpfen."

Investitionen von 30 Millionen Euro geplant

In diesem Geschäftsjahr will Thalia weiter investieren, nach rund 20 Millionen Euro im letzten Jahr, sollen es mindestens 30 Millionen Euro werden. Ein Teil davon soll in Marketingmaßnahmen wie TV-Spots und Out of Home-Werbung fließen. Die Kampagne "Welt, bleib wach" werde damit weiter befeuert. Gefragt nach einem Feedback auf den Start der Kampagne sagte Busch, dass er inhaltlich viel positive Resonanz erhalten habe. Wer sich aus der Branche beteiligen wolle, habe dazu die Möglichkeit und könne aus einem ganzen Katalog von Optionen auswählen.

Schon jetzt wird es mit "Welt, bleib wach" medienwirksam weitergehen: Im Vorweihnachtszeitraum zwischen den Kalenderwochen 48 und 51 werde der 20-Sekunden-Spot mehr als 1.700 Mal auf 14 Sendern gezeigt, z.B. auf Sat.1, Pro7, Vox oder Kabel 1. Die Bruttoreichweite betrage 360 Millionen Kontakte.


Ausbildungsquote soll auf 25 Prozent steigen

Eine wichtige Rolle spielen für Thalias Zukunft die Auszubildenden, wie Busch hervorhob. 20 Prozent der Mitarbeiter seien derzeit in Ausbildung, auf 25 Prozent wolle man den Anteil steigern. "Wir brauchen bei der Digitalisierung einen gesunden Mix an älteren und jüngeren Mitarbeitern." Busch monierte jedoch, dass es trotz Übernahmegarantie schwierig sei, den gesamten Nachwuchs ans Unternehmen zu binden. Einerseits würden viele Azubis nach der Ausbildung studieren, andererseits seien sie nicht mobil und bereit, den Arbeitsort zu wechseln.

Den Umbau von Thalia zu einer effizienteren und agileren Organisation vergleicht Busch mit einem Marathon. "Wir haben die ersten Kilometer gut gemeistert – jetzt müssen wir mit Ausdauer und klugem Einsatz von Ressourcen den nächsten Abschnitt bewältigen."

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