Aus der Begründung der Jury:
"Ulrike Almut Sandig wagt in ihren Gedichten viel, sie gewinnt alles: den Ausdruck eines lyrischen Ichs, das sich auf keine Identität mit sich selbst verlässt; den souveränen Bezug auf Menschheitsfragen, die unaufgelöst blieben;
eine dichterische Stimme, die für sich allein spricht, doch in deren Individualität sich Schmerz- wie Glückszonen unserer Zivilisation spiegeln. Aus den Texten spricht ein so gegenwärtiger wie zeitloser Glaube an lyrische Ausdruckskraft, die vor der Versprachlichung menschgemachten Grauens nicht zurückschreckt und dieses damit überwindet: mit dem Versprechen, das aus dem Im Anfang stehenden Wort erwächst.
Ulrike Almut Sandig verknüpft literarische Kunstfertigkeit mit immanenter Sprachkritik, dichterische Autonomie mit radikaler Gesellschaftskritik, unser Erstaunen über ihr geleistetes Werk mit dem Wunsch auf Weiterlesen.«
Ulrike Almut Sandig legte ihr lyrisches Debüt mit dem Band "Zunder" vor (2005), es folgte "Streumen" (2007), beide erschienen in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung, Leipzig.
Seit den Erzählungen "Flamingos" (2010) ist Sandig bei Schöffling & Co. unter Vertrag. Ihr jüngster Gedichtband "Ich bin ein Feld voller Raps verstecke die Rehe und leuchte wie dreizehn Ölgemälde übereinandergelegt" erschien dort 2016. Ihre Gedichte wurden vertont und verfilmt.
Der Horst Bingel-Preis für Literatur ist mit 8.000 Euro dotiert.
Er wird gemeinsam von der Horst Bingel-Stiftung für Literatur e.V. und
ver.di Hessen verliehen. Die Übergabe des Preises erfolgt am 21. Februar 2019 in Frankfurt am Main. Laudatorin ist die Germanistin Professor Dr. Heike Bartel. Die Jury: Barbara Bingel, Wolfgang Schopf (Horst Bingel Stiftung für Literatur); Jürgen Bothner, Mara Pfeiffer (ver.di Hessen); Hans Sarkowicz (Hessischer Rundfunk, Gastjuror).