Die Sonntagsfrage: Thomas Peters, Morisken Verlag

"Was bringt den kleinen Verlagen ein Pop-up-Store, Herr Peters?"

28. Dezember 2018
von Börsenblatt
Noch bis Ende März betreiben sieben Münchner Kleinverlage auf 40 Quadratmetern eine Verlagsbuchhandlung im Münchener Rathaus. Was bringt das? Wie ist die Resonanz? Antworten von Thomas Peters vom Morisken Verlag.

Der Pop-up-Store beschert uns Münchner Buchmachern vor allem Aufmerksamkeit, Kundenkontakt und die Möglichkeit zum Experimentieren. Wir präsentieren uns als heterogene Gruppe von Idealisten, denen trotz sehr unterschiedlicher Profile doch Wesentliches gemein ist, nämlich die Leidenschaft fürs Büchermachen und die Vorliebe fürs Besondere.

Daher bedanken wir uns auch besonders beim "Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft" der Stadt München für die kurzfristig ermöglichte Zwischennutzung. So haben wir einen Ort erhalten, an dem unser Kulturbeitrag sichtbarer wird. Denn frei nach Karl Valentin sind Bücher schön, machen aber viel Arbeit; für Indie-Verlage gilt dies in besonderem Maße.

Und genau darüber können Besucher mit uns ins Gespräch kommen. Sie können Menschen kennenlernen, die mit viel Hingabe arbeiten, die sich nicht so sehr von Trends treiben lassen und sich etwas trauen. Unserer Erfahrung nach gibt es tatsächlich immer mehr Autoren, Buchhändler und Käufer, die genau diesen persönlichen Einsatz zu schätzen wissen.

Neben wertvollem Kundenfeedback wollen wir aber natürlich auch Bücher verkaufen. Dazu präsentieren wir etwa 200 Titel in den Kategorien Kinder und Jugend, Gedichte und Geist, Kunst und Chaos, Deutschland und die Welt sowie München und Bayern (Sachbuch und Belletristik). Das Weihnachtsgeschäft lief auch gleich zufriedenstellend an. Der Schillo Verlag bewies beispielsweise mit einem schönen neuen Gedichtband, dass sich auch Lyrik verkaufen kann, wenn sie entsprechend präsentiert wird. Unsere Kunden waren angetan von den liebevoll gestalteten Kinderbüchern vom Susanna Rieder Verlag oder den wunderbaren französischen Romanen des austernbank verlags. Ein Sachbuch über die Novemberrevolution von der edition tingeltangel war ebenso beliebt wie eine skurrile Krimikomödie aus meinem Morisken Verlag. Die breite Auswahl und die guten Verkaufszahlen vom Franz Schiermeier Verlag und dem Hirschkäfer Verlag zeigten zudem, dass das Interesse an speziellen München-Titeln weitaus größer ist, als ihnen meist im örtlichen Handel Platz eingeräumt wird.

Wobei ich mich insgesamt nicht über mangelnde Präsenz in der Stadt beschweren will. Es gibt viele engagierte Buchhändlerinnen und Buchhändler, mit denen wir individuell und als Gruppe (z. B. beim Indiebookday) gute Kontakte pflegen und die uns unabhängige Verlage gerne unterstützen.

In den anstehenden, eher ruhigeren Monaten werden wir dafür sorgen, dass sich dennoch etwas rührt, und den Laden nicht nur klassisch mit Themenschaufenstern, Lesungen und Buchveröffentlichungen bespielen, sondern auch Fachvorträge und Bastelworkshops für Kinder anbieten oder Ausflüge in Richtung Musik und Malerei wagen. Unser Pop-up-Store soll eben ein Ort der Kultur und des Besonderen sein.