„Nach über 22 Jahren, in denen ich mit viel Herzblut den Traum meiner eigenen Buchhandlung gelebt und genossen habe, heißt es nun, Ende Januar 2019, schweren Herzens Abschied zu nehmen. Die zunehmend schlechter werdende wirtschaftliche Situation, die sich trotz unseren vielen Veranstaltungen und sogar zwei eigenen Buchprojekten nicht aufhalten ließ, machen es leider nicht mehr möglich, wirtschaftlich zu arbeiten. Eine mehr als bescheidene Vermietungssituation im Umfeld des Centers, sowie weitere negative Faktoren trugen ihr Übriges dazu bei“, schrieb die Inhaberin an ihre Kundinnen und Kunden. Deren Zahl hatte in den letzten Jahren deutlich abgenommen, „obwohl wir mit zahlreichen Veranstaltungen und zuletzt einem selbst produzierten, aufwendigen Bildband über unseren Stadtteil gegengehalten haben“, so Polberg gegenüber boersenblatt.net.
Im April 2014 war die Buchhandlung innerhalb des Stadtteils umgezogen – von zwei Etagen auf ebene Erde. „Dadurch konnten wir Personalkosten sparen und auch räumlich war es eine Verbesserung, unterm Strich hat es aber nicht gelangt“, bedauert Polberg.
Aktuell sind zwei Aushilfen und eine Mitarbeiterin mit Dreiviertelstelle in der Buchhandlung Polberg beschäftigt. Dort wurde gerade der Räumungsverkauf eröffnet: „Ich möchte Ihnen noch einmal die Möglichkeit geben, zu vergünstigten Preisen, Bücher, Kalender und Geschenkartikel einzukaufen und sogar das ein oder andere Lieblingsstück aus dem Laden, als Erinnerung, mitzunehmen“, wendet sich Polberg an ihre Kundinnen und Kunden – und übt sich in Galgenhumor: „Wir sind ab jetzt völlig käuflich. Egal ob Buch, Wanduhr, Regal, Lampe, Sessel oder Teppich, alles steht zum Verkauf.“
Am 31. Januar öffnet die Buchhandlung Polberg zum letzen Mal ihre Türen.
ich wünsche Ihnen trotz dieses Einschnitts persönlich
ein Aufwärts nach vorne mit Zuversicht und Hoffnung
für 2019.
Mit besten Wünschen aus München
Harald Kraft
Ich selbst habe aber gerade wieder ein Erlebnis gehabt, das zeigt, wo die Schwächen sind. Service und Prozesse im Buchhandel. Das soll nicht pauschal klingen, denn ich weiss, dass einige Buchhändler wirklich einen tollen Service bieten, aber das nachfolgende Beispiel zeigt eben auch die Schwächen auf und ein verlorener Kunde, der anderswo besser bedient wird kommt eben nicht zurück.
Ich habe das Buch "Die Physik der Zukunft", ein Bestseller und selbstverständlich sofort lieferbar beim großen Online Händler im Internet bei einem großen Filialisten in Mannheim am 24. 12. gekauft und auch gleich bezahlt. Das Buch war nach Aussage der Mitarbeiterin lieferbar und sollte und dann direkt nach Weihnachten ohne Porto zugeschickt werden. Prima...dachte ich... Nachdem das Buch heute immer noch nicht da ist, habe ich versucht in der Filiale anzurufen. Der vorgelagerte Kundenservice konnte zwar den Auftrag finden, mir aber nur sagen, dass das Buch als bestellt markiert ist. Wann das Buch kommt, wie es weitergeht usw. konnte man mir nicht sagen. Ich wohne bei Köln und komme nicht jeden Tag zurück in die Filiale nach Mannheim um das dort stornieren zu lassen. Nachdem ich fragte doch bitte Kontakt zur Filiale haben zu können wurde ich in die Warteschleife geschickt, die ich dann nach 20 min abgebrochen habe. Wann ich das Buch bekomme, das ich bezahlt habe, ob überhaupt.... weiß ich nicht... Ein Versuch das Kontaktformular dann auf der Website des Fililisten für eine Beschwerde zu nutzen führte dazu, dass beim Absenden ein Fehler in der Zustellung aufgetreten ist. Da kann ich nur sagen... alles falsch gemacht.. und zwar ich als Kunde.... offenbar...
sehr dumm gelaufen ist es in der Tat, wenn wir als Buchhändler Ihnen einen Titel als lieferbar zusagen, der dann (aus welchen Gründen auch immer) plötzlich doch nicht lieferbar ist. Das kommt gelegentlich vor und ist verständlicherweise für alle Beteiligten sehr ärgerlich. Aber zum Prozedere ein paar Anmerkungen:
• Amazon haut sich vermittels der Super-Superkonditionen der Verlage das Lager so dermaßen voll, dass man dort häufig noch lieferfähig ist, wo sich anderweitig Lieferengpässe ergeben.
• Und selbst wenn Amazon selbst auch nicht mehr liefern kann, so gaukelt es dem Endkunden häufig einfach eine Lieferfähigkeit vor, indem man auf der Titelmaske rechts auf irgendeinen Wiederverkäufer auf dem Amazon-Marketplace verweist, der diesen Titel noch vorrätig hat – und SCHWUPPS ist der Artikel als lieferbar angezeigt.
• Ihr Ansinnen, dem Quasi-Monopolisten auszuweichen, empfinde ich als Buchhändler als extrem ehrenhaft und rufe Ihnen trotz aller anderen Erfahrungen ein WEITER SO entgegen.
• Ihr gewünschtes Buch ist aktuell bei Amazon mit dem Hinweis versehen, dass es in ca. 1 bis 3 Wochen versandfertig ist. Das ist ein Hinweis, den ich hier schlicht unakzeptabel fände – dazu unten mehr.
• Geordert haben Sie das Buch bei einem großen Filialisten in Mannheim und wundern sich eventuell zu Recht über Services, die keine Services sind, über Hotlines, die nur Warteschleifen erzeugen, also über einen Service, der Sie im Stich lässt.
• Sagen wir es mal so: Es sind teils die kleinen Buchhandlungen, die eventuell das Fünkchen mehr an Service bieten können, die das Fünkchen mehr an direkter Kommunikation bieten, bei denen Sie nicht in einem Callcenter oder einer Warteschleife landen, bei denen unter den Mitarbeitern rundgefragt wird, was da schief gelaufen ist und wie man dies korrigieren kann, bei denen ECHTE KOMMUNIKTION stattfindet.
• Es sind übrigens auch teils die kleinen Buchhandlungen, die sich die Mühe machen, beim Verlag nachzufragen, ob es nun ein oder drei Wochen dauert. Die die Lieferbarkeit betreffenden Meldungen bei Amazon finde ich immer wieder extrem abenteuerlich und ich wundere mich immer wieder aufs Neue, wie man solches als Service verkaufen kann.
Eventuell sind die nur teilautomatisierten Prozesse in kleineren Geschäftseinheiten doch ein wenig besser als andernorts?
Herzlicher Gruß aus Köln
Jens Bartsch – Buchhandlung Goltsteinstraße
Es erfordert unternehmerische Entschlossenheit, sich einzugestehen, dass es mit der eigenen Buchhandlung nicht weitergeht und man besser schließt, als den drohenden Preis für ein "Weiter-So" zu bezahlen: nämlich Insolvenz und persönliche Schulden. Das kann kaum einer nachvollziehen, der nie im Leben Unternehmer war, sondern ein stets abgesichert angestellter Konsument!
Die Gründe für den Rückgang kann ich neben dem Online-Handel auch im Wandel der Kundengruppen erkennen: Die "Generation Online" wächst seit 1980 jedes Jahr mit knapp 800.000 in Deutschland und zeigt wenig Affinität zum gedruckten Buch. Mit diesen Kunden zu Umsatzwachstum zu kommen ist eine echte Herausforderung auf dies selbst die Großen nicht vorbereitet sind. Selbst in der Universität dienen Bibliotheken mittlerweile vor allem als warme Treffpunkte ungestörten Lernens mit dem Rechner. Der Online-Handel punktet vor allem mit der gegen unendlich tendierenden Backlist, aber auch mit Standard-Service in großem Umfang, mit dem ein lokale Sortiment weder platzmäßig, noch technisch oder ökonomisch mithalten kann und will. Aber auch die Großen Onliner kommen in Schwierigkeiten, wenn der Standardprozess nicht passt, wenn der Black-Friday und die folgende Weihnachstzeit die Versender überfordert und das Massenaufkommen an Reklamationen dazu führt, dass der Kunde mit Chat-Bots vorliebnehmen muss und nach völlig "sinnfreier Kommunikation" mit Peter und Patrizia auch 4-Wochen später noch auf die Lieferung wartet.
Dann stellt sich heraus, dass das überschaubare, persönlich liebevoll geführte und gut sortierte lokale Sortiment die 1. Wahl ist, sei es in der Goltsteinstraße oder in der Kölner Innenstadt. Diesen Handel muss der Konsument aber auch lieb behalten, anstatt ihn mit Untreue, Ungeduld und fehlendem Augenmaß für das Machbare in den vielen, langen und durstigen Monaten bis Weihnachten zum Aufgeben zu bringen und dann in Leserbriefen dicke Krokodilstränen zu heulen, die kein Ersatz für den Umsatz sind. Das ist (hier im Branchenorgan!) natürlich auch eine Frage an Verlage, die mit der ungleichen Verteilung der Marge lieber Große päppeln. Das ist praktisch und leicht umzusetzen, im Vergleich zum Häuserkampf mit einzelnen Sortimentern.
Als Sortimenter mit einem Laden ist m.E. der Weg vorgezeichnet:
Es ist ANALOG wie bei Hochwasser auf dem Campingplatz in Köln am Rhein. Gebannt schaut man auf die Pegel an Mosel und Nahe. Gut Informierte oder Ängstliche räumen den Platz als Erste. Die Verbleibenden harren erstmal aus und warten ab, ob es wirklich ernst wird. Die Pioniere montieren sich aufblasre Gummireifen an Zelte und Anhänger um notfalls aufzuschwimmen. Die wirklich Abgebrühten bauen sich in der Zeit einen Wurststand für die erwarteten Schaulustigen auf.
Für alle Beteiligten bleibt die Frage, ob das Wasser wirklich kommt, wie lange es bleibt und ob mit dem Rest dann noch was anzufangen sein wird.