Gestorben

Mirjam Pressler ist tot

16. Januar 2019
von Börsenblatt
Die Schriftstellerin Mirjam Pressler (78) ist heute Vormittag in Landshut nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Sie schrieb mehr als 30 Kinder- und Jugendbücher und übersetzte mehr als 300 Bücher aus dem Niederländischen, Englischen und Hebräischen.

Pressler erhielt drei Mal den Deutschen Jugendliteraturpreis: 1994 für ihr Gesamtwerk als Übersetzerin, 1995 für das Kinderbuch "Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen" und 2010 für ihr Gesamtwerk als Autorin. Für die Übersetzung von Amoz Oz' Roman "Judas" wurde Pressler 2015 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse und dem Internationalen Literaturpreis Berlin geehrt. Am 21. Dezember 2018 wurde Pressler für ihren "herausragenden Einsatz für die Völkerverständigung insbesondere zwischen Israel und Deutschland und die Erinnerung an das nationalsozialistische Unrecht" das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik verliehen.

Verletzte Kindheit und Shoah als Lebensthemen

In ihrem literarischen Werk beschäftigte sich die am 18. Juni 1940 in Darmstadt geborene, in einer Pflegefamilie und im Kinderheim aufgewachsene Autorin vorrangig mit Kindheit und Jugend; vor allem mit "verletzten Kindheiten" und den Strategien, die Kinder entwickeln, um diese Zeit gut zu überstehen. Dabei verstand sie es, ihre Geschichten authentisch, mit viel Einfühlungsvermögen und ohne zu verharmlosen zu erzählen. In ihren Büchern schöpfte Pressler, die in Frankfurt am Main und in München Malerei und Sprachen studiert hatte, aus persönlichen Erfahrungen wie in der Geschichte des Heimkinds Halinka, das in ihrem geheimen Versteck ihrer Fantasie freien Lauf lässt.

Das zweite große Lebensthema der Autorin war die Auseinandersetzung mit der Shoah und die Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland. In ihrem letzten Roman "Dunkles Gold" schlägt sie mit der Geschichte um den Erfurter Goldschatz eine Brücke von den mittelalterlichen Pestpogromen zu aktuellen antisemitischen Entwicklungen in Deutschland. Das Buch wird im März bei Beltz & Gelberg erscheinen.