Umfrage zu Veranstaltungskosten von Buchhandlungen

Mehr Unterstützung durch Verlage gewünscht

25. Januar 2019
von Börsenblatt
Honorare, Spesen, Personalaufwand und Werbung: Bei der Organisation von Veranstaltungen in Buchhandlungen tragen viele Faktoren zu den Kosten bei. In einer Sortimentsumfrage wollte "Langendorfs Dienst" wissen, wie Lesungen & Co. finanziert werden. Die Ergebnisse wurden auf der Konferenz future!publish in Berlin präsentiert.

Coach und Beraterin Ellen Braun und LD-Herausgeber Matthias Koeffler stellten am 24. Januar auf der future!publish-Konferenz in Berlin die Ergebnisse der Umfrage vor, die sie gemeinsam durchgeführt hatten. Auch in seinem Newsletter "Langendorfs Dienst" präsentiert Koeffler diese. An der Umfrage haben sich danach 14 unabhängige Buchhandlungen (keine Filialisten) mit Ladengrößen ziwschen 100 und 2.000 Quadratmetern beteiligt. "Damit erreichen wir keine repräsentativen Ergebnisse, aber wir erhalten ein Stimmungsbild, das ziemlich eindeutig ist", so Koeffler.

Bisher seien Veranstaltungen vor Ort ein Mittel des Marketings gewesen, jetzt würden diese weiter in den Mittelpunkt des Kerngeschäfts der Buchhandlung rücken, die Kuratorin, Entdeckerin und Literaturvermittlerin vor Ort sei. Neu dabei die Frage, welche Folgen diese Praxis habe − etwa für die Kosten- und Erlössituation sowie die Zusammenarbeit zwischen Buchhandlungen und Verlagen.

Kaum einer kenne die genauen Kosten, fasst Koeffler die Umfrageergebnisse in "Langendorfs Dienst" zusammen: "Sie lassen sich allenfalls hochrechnen. Die Buchhandlungen müssen diese weitgehend allein stemmen. Wenn sie Unterstützung haben wollen, müssen sie meistens betteln. Und der Schluss liegt nahe: Weil die wenigsten wissen, wie hoch die Kosten wirklich sind, wissen sie auch nicht, wie diese dann wieder hereinkommen."

Ergebnisse der Umfrage: Wie finanzieren sich Veranstaltungen vor Ort?

  • Anzahl der Veranstaltungen: Hier reicht die Spanne von 2 bis 200 Veranstalungen pro Jahr; fünf der 14 teilnehmenden Buchhandlungen organisieren mehr als 60 im Jahr. Eine Antwort: "Wir haben im Jahr 2017 ca. 60 Veranstaltungen durchgeführt. Neben 20 klassischen Lesungen Veranstaltungen für Kinder, z.B. Vorlesestunden, Bilderbuchkino, Kindertheater, Schulklassenbesuche in der Buchhandlung und Lesungen in Schulen. Des Weiteren Ausstellungen, Museumsfahrten, Bücherfrühstück, Poetry Slam und Veranstaltungen mit dem örtlichen Kino."
  • Und die Kosten? Zwei Buchhandlungen hätten gesagt: "Haben wir nicht erfasst", fünf machten Circa-Angaben, so Koeffler. Nur zwei hätten Angaben inkl. Personalkosten machen können. Acht der 14 Buchhandlungen würden bis 10.000 Euro im Jahr ausgeben; drei über 10.000 Euro.
    Eine Antwort, die Koeffler zitiert: "Wir haben an Honoraren inkl. KSK [Künstlersozialkasse] und Spesen (Fahrtkosten, Übernachtung, Bewirtung) ca. 23.000.-€ aufgewendet. Hinzu kommen ca. 700 Stunden für Vorbereitung, Werbung und Veranstaltungsdurchführung mit 22.-€ pro Stunde. (Anm. d. LD-Red. = 15.400 €) Unsere Werbeaufwendungen liegen etwa bei 2.500.-€."
    Die Buchhandlung mit den höchsten Ausgaben (inkl. Honorar, Mieten und Bewirtung) sei auf circa 82.500 Euro im Jahr gekommen.
  • Eine Profit-Center-Rechnung für jede Veranstaltung machen nur drei der 14 Buchhandlungen.
  • Was würde eine Veranstaltung kosten, wenn Sie alles reinrechneten? Hier machten fünf Buchhandlungen Angaben zwischen 1.000 bis 2.000 Euro pro Veranstaltung. Zwei erklärten: "50 % mehr als das, was wir den Kunden als Ticketpreis zumuten können".

Unterstützung durch Verlage

Von Verlagen wünschen sich die teilnehmenden Buchhandlungen laut Umfrage:

  • 2 von 14: Informationen über Lesereisen und Angebote von Vertreterinnen und Vertretern
  • 7 von 14: Unterstützung bei der Presse- und Social-Media-Arbeit
  • 5 von 14: Freiexemplare für die Lesungen (100 Prozent Rabatt)
  • 7 von 14 (50 Prozent): größere Beteiligung an den Kosten, meist an den Autorenhonoraren (bezahlbare Promis und mehr Unterstützung für Debütantinnen und Debütanten durch die Verlage)

Und zwei Buchhandlungen hätten sich gewünscht, dass Verlage "die Autoren fitmachen" − damit diese einen "attraktiven Abend gestalten können".

Als Fazit rät Koeffler den Buchhandlungen etwa, die Kosten genauer aufzuschlüsseln. Und: "Verlage und Buchhandlungen müssen miteinander reden, wie sich dieses Engagement finanzieren lässt."