"Viele Innenstädte in Deutschland sind in höchster Not. Früher attraktive und vitale Zentren verlieren an Zugkraft, vielerorts finden beunruhigend wenige Menschen den Weg in die Fußgängerzonen und Ladenzeilen", sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. In der Folge sorgten Leerstände für eine Verschlechterung der Versorgungssituation in vielen Kommunen. Für viele Bürger sei der Verlust des lebendigen Stadtzentrums auch ein Verlust ihrer Heimat, so Genth.
"Es müssen dringend Sofortmaßnahmen ergriffen werden, um diese Entwicklung abzufedern. Die Politik darf diesem Erosionsprozess nicht länger nur zuschauen", so Genth weiter. Dabei gehe es beispielsweise darum, einen guten Funktions- und Branchenmix zu fördern. Für eine funktionierende Innenstadt müsse die Mischung zwischen Handel, Gastronomie, aber auch dem produzierenden Gewerbe stimmen. Darüber hinaus sei laut HDE für ein positives Einkaufserlebnis eine stimmige Baukultur mit attraktiven Gebäuden und angenehmer Atmosphäre entscheidend. Die Händler setzten auf den Ausbau digitaler Serviceleistungen. Um den Kunden jedoch die Mehrwerte der Digitalisierung anbieten zu können, benötigte man eine funktionierende digitale städtische Infrastruktur. Der Ausbau öffentlichen WLANs sowie schnellen Internets müsse deshalb noch stärkere Priorität bekommen, fordert der Verband.
Von Fahrverboten hält der HDE-Hauptgeschäftsführer nichts: "Der Handel ist davon gleich in doppelter Weise betroffen. Denn Fahrverbote behindern sowohl den Lieferverkehr als auch den Kundenverkehr." Die Handelsunternehmen würden in der Folge nicht nur massive Umsatzeinbußen, sondern weitere Wettbewerbsnachteile gegenüber dem Online-Handel sowie eine Wiedererstarkung der qua Gesetz städtebaulich und raumordnerisch unerwünschten Grünen Wiese erleiden. "Hier werden die Bemühungen um die Innenstadtentwicklung der letzten Jahre sowie die Erfolge der Städtebauförderung ad absurdum geführt", so Genth weiter.
Das Kernproblem liegt m.E. in dem, was in den Kommunen seit den 70er Jahren als "Parkraumbewirtschaftung" betrieben wird: Es gibt zu wenig und viel zu teure Innenstadt-Parkplätze. Zwar füllen die vollen Parkuhren die Säckel der Kommunen, doch gleichzeitig sinken die Gewerbeumsätze. Wo geht man denn als Otto-Normalverbraucher lieber einkaufen, wenn man weiß, dass man mit vollen Tüten zurückkehren wird? Da, wo man für 6 Stunden Parken 20 EUR bezahlt oder da, wo man - wie in den Gewerbegebieten draußen vor der Stadt - kostenlos auf einem Riesenparkplatz den ganzen Tag stehen kann? Leider löst der ÖPNV dieses Problem nur teilweise - etliche Bereiche sind nicht optimal miteinander verbunden oder die Fahrerei mit ÖPNV dauert 3x so lange wie mit dem Auto.
Das nächste Problem ist, dass viele Käufer aufgrund dieser Situation lieber online kaufen. Das kostet nämlich nix, man kriegt die Waren frei Haus geliefert und spart die nervende Parkplatzsuche einschl. überzogener und ständig weiter steigender Parkgebühren ...
WLAN ist mit Sicherheit kein Problem! Da irrt der Verband. Überall gibt es WLAN, aber wenn ich in ein Geschäft gehe, dann nicht, weil ich WLAN brauche.
- Der Lieferverkehr wird immer weiter von den Kommunen eingeschränkt
- Die Mietpreise sind wenig attrativ, vielleicht noch für Vodafone und Telekom
- Die Klagen der Anwohner wegen "Lärmbelästigungen" nehmen zu. (Die Brüder Remmels schließen u.a. wegen dieses Risikos ihren Laden)
- Eine Innenstadt ist heute für viele Bürger (vor allem ältere) zu unsicher. Die älteren fahren lieber ins Einkaufszentren mit kostenfreier Parkmöglichkeit und Sicherheitsdienst, die jüngeren kaufen online.
- Der inhabergeführte Laden zahlt in der Regel Steuern und nutzt wenig bis keine "Steuerschlupflöcher" und hat damit weit weniger Mittel um mit Amazon usw. in den Wettbewerb zu treten.
So wie es keine Tante Emma Läden mehr gibt, wird es auch bald keine inhabergeführten Einzelhandelgeschäfte mehr geben.