KNV: Bonnier bedient Barsortiment / Zurückhaltung bei VVA-Verlagen

Liefern oder nicht?

19. Februar 2019
von Börsenblatt
Ware ans Barsortiment geben - oder besser nicht? Die großen Verlagsgruppen scheinen die Lage im Moment unterschiedlich zu bewerten. Bonnier liefert, die VVA für ihre Verlage nicht. Die Holtzbrinck-Gruppe will sich mit Blick auf laufende Gespräche derzeit nicht äußern.

Der Geschäftsbetrieb bei KNV laufe "in allen Gesellschaften vollumfänglich und uneingeschränkt weiter", versicherte der vorläufige Insolvenzverwalter Tobias Wahl den Handelspartnern.Tobias Wahl (Kanzlei anchor) will sicherstellen, dass alle Bücher, die ab dem Insolvenzantrag von KNV gekauft werden, auch von KNV bezahlt werden. "Ohne die Unterstützung der Verlage wird es keine Zukunft für KNV geben. Und das Vertrauen ist da, denn wir haben bereits viele positive Rückmeldungen erhalten und das bestärkt uns in der Hoffnung, dass es eine Zukunftslösung geben wird", sagte Wahl im Interview mit dem Börsenblatt.

Bei der Bewertung der aktuellen Situation kommen die großen Branchenakteure allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen. "Die Zusicherungen für die Verlage dürften nicht ausreichen, so die übereinstimmende Einschätzung der Insolvenzexperten", sagt Stephan Schierke, Chef der Auslieferung VVA, auf Anfrage des Börsenblatts. Vorkasse sei ein Weg, den der Insolvenzverwalter selber offenbar nicht beschreiten möchte. Es obliege jetzt dem Insolvenzverwalter, Alternativen aufzuzeigen, so Schierke in seiner Rolle als Vorsitzender des Ausschusses für den Zwischenbuchhandel im Börsenverein. Der Insolvenzverwalter "sollte besser wissen als wir, welche Mittel und Wege dafür zur Verfügung stehen."

Nach seinem Kenntnisstand habe kein Verlag die VVA dazu aufgefordert beziehungsweise ihr erlaubt, Erfurt weiterhin zu beliefern, so Schierke als Chef der Verlagsauslieferung: "Mit anderen Worten, wir liefern leider nicht." Ohne Garantien für neu gelieferte Ware und auch für die bereits in Erfurt vorhandene und noch nicht bezahlte Ware werde sich daran nichts ändern. Eine Übersicht über die VVA-Verlage finden Sie hier.

Dagegen haben die Verlage der Bonnier-Gruppe sich dazu entschlossen, KNV "uneingeschränkt zu unterstützen", wie es in einem heute an den Buchhandel versandten Schreiben heißt. "Wir beliefern weiterhin uneingeschränkt und ohne jegliche Sonderforderung das KNV-Barsortiment", heißt es weiter. Aus der Sicht von Bonnier bestehe aktuell kein Risiko in der Belieferung des Barsortiments. Christian Schumacher-Gebler, CEO Bonnier Media Deutschland: "Der vorläufige Insolvenzverwalter, Tobias Wahl, hat uns die Bezahlung der angelieferten Titel zugesichert. Wir vertrauen auf diese Zusicherung und sind davon überzeugt, dass es in der gegenwärtigen Situation sinnvoll ist, das Barsortiment uneingeschränkt zu unterstützen."

Was die KNO-Verlagsauslieferung betrifft, seien Bonnier bisher keine Verzögerungen bekannt. Die Verlagsauslieferung fungiere für die Bonnier-Gruppe als reiner Logistikdienstleister. "Das Unternehmen kauft unsere Bücher, im Gegensatz zum Barsortiment, nicht für den Weiterverkauf ein. Wir, die Bonnier-Gruppe, verkaufen die Bücher im eigenen Namen und auf eigene Rechnung an unsere Buchhandelskunden. Sie als Buchhandelskunde bekommen die Bücher auf Rechnung der Verlagsgruppe", so die Erklärung im Schreiben der Bonnier-Gruppe, zu der die Verlage arsEdition, Carlsen, Hörbuch Hamburg, Münchner Verlagsgruppe, Piper, Thienemann-Esslinger und Ullstein Buchverlage gehören. 

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