Neue Sprachlernreihen für unterschiedliche Lerntypen

Ratzfatz vokabelfest

21. Februar 2019
von Sabine Schmidt
Pauken war gestern, jetzt soll Sprachenlernen total easy sein. Denn Anfänger wollen sich auf Reisen schnell und unkompliziert verständigen können. Verlage stellen sich mit neuen Reihen auf unterschiedliche Lerntypen und Trends ein.

Das Feld der Sprachlernbücher wird von den Verlagen schon sehr intensiv und differenziert bestellt, dennoch kommen laufend neue Reihen dazu. Das hat gute Gründe: Es gibt immer neue Lern- und Lehrtrends, dazu unterschiedliche Lerntypen und Zielgruppen. In der Schule etwa geht es um das systematische Erlernen einer Sprache inklusive Grammatik, und bei Prüfungen sind Printwörterbücher wichtig. Im Urlaub kann man es lockerer angehen lassen; Wörterbücher belasten das Reisegepäck, man googelt lieber schnell mal ein Wort. Für den Beruf wiederum sind ein anderes Vokabular und andere Hintergrundinformationen erforderlich.

Die Verlage wissen, was gefragt ist. "Ausgangspunkt für unsere Produktentwicklungen sind regelmäßige Zielgruppenanalysen", erklärt Pons-Verlagsleiter Erhard Schmidt, "Interviews mit Sprachlernenden, die aufgezeichnet und genau ausgewertet werden." Dazu kommt sorgfältige Planung: 18 Monate dauert bei Pons die Entwicklung einer neuen Reihe vom Konzept bis zu den abschließenden Gesprächen mit dem Vertrieb.

"Während noch vor vier, fünf Jahren ein großer Trend für Anfänger Visualisierung war, geht es jetzt vor allem um Leichtigkeit", so Schmidt. Pons setzt das zunächst für Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch um – mit der neuen Reihe … im Handumdrehen von Tien Tammada: "Das sind 700 oder 800 Wörter und kleine Wendungen in einem Band, keine Grammatik und vor allem kein perfektionistischer Ansatz", erklärt Programmleiterin María Teresa Gondar. Die Anfängerreihe (je 160 S., 10 Euro) ist also nicht für Schule und Studium gedacht: "Es geht darum, etwa im Urlaub kommunizieren zu können, sich zurechtzufinden." Ähnlich ist es mit der Reihe … to go (Englisch, Italienisch, Spanisch, Französisch). "Diese Bände sind Übungsbücher, aber auch hier soll der Zugang leicht und spielerisch sein" (je 160 S., 7 Euro).

Intuitiv mit Spaß und Witz statt mit sturem Auswendiglernen: Bei Hueber heißt der leichte Zugang zu den Sprachen Spanisch, Italienisch, Französisch und Englisch … zum Mitreden (je 176 S., 14,50 Euro). "Der Fokus liegt auf einem leichten und entspannten Einstieg in die Verständigung in Alltags­situationen", erklärt Marketing- und Vertriebsleiterin Sylvia Tobias (ein Porträt lesen Sie im aktuellen Börsenblatt auf Seite 52) "Wir haben bewusst einen kommunikativen Ansatz gewählt, der Anfängern den Zugang zur jeweiligen Sprache erleichtert und mit lebendigen Dialogen motiviert." Grammatik soll gleichsam im Vorübergehen mit eingeübt werden. Dazu gibt es eine App, die alle Audio-Tracks bündelt. "Sie wurde speziell für uns in enger Abstimmung mit unserer Digital-Abteilung entwickelt", so Tobias, "sie bietet einen großen Mehrwert zum Sprachenlernen und ist daher für uns sehr wichtig."

Bei Langenscheidt heißt der locker-frische Sprachzugang … für Faule, die Reihe wurde 2018 lanciert (je 128 S., 12 Euro). "Sie richtet sich an Lernende, die kleine Häppchen wollen, möglichst unterhaltsam aufbereitet, lieber nicht anstrengend", erklärt Christina Schanzleh, stellvertretende Leiterin im Produktmanagement. "Das läuft hervorragend, und wir werden diese Themenwelt ausbauen." Im Juni erscheinen die Fortsetzungen: ... für Faule 2 (je 128 S., 12 Euro), wieder mit Audiomaterial als MP3-Download.

Anders konzipiert ist die neue Reihe … alles drin (je 512 S., 10 Euro). "Das Konzept ist ein bewährtes Produktversprechen, das wir neu umgesetzt haben", so Schanzleh. "Es ist für sicherheits­orientierte Lernende, die keine Häppchenauswahl wollen, sondern möglichst alles, was man brauchen könnte, in einem Band finden möchten." Grammatik und Wortschatz sind kombiniert: für Anfänger und etwas Fortgeschrittene. Wie bei den anderen Reihen gibt es die Bände in den Hauptsprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch sowie in diesem Fall zusätzlich für Deutsch als Fremdsprache.

"Wichtig für diese sicherheitsorientierte Zielgruppe ist der Preis", weiß die Produktmanagerin. "Vermutlich werden die Käufer sich nicht mit dem ganzen Band befassen, sondern nur Wissenslücken schließen, und mit diesem Ansatz darf ein Buch die Zehn-Euro-Grenze nicht überschreiten."

Ebenso wie neue Reihenkonzepte in engem Kontakt mit den Lernenden entwickelt werden, ist es auch bei der Kalkulation. Wie auch der Buchhandel, sind die Verlage an höheren Preisen interessiert. Sie müssen aber ausloten, was Lernende zu zahlen bereit sind. Preis, Lernansatz, Aufbereitung: Alles muss stimmen – zumal es Internetkonkurrenz gibt und die Anbieter auch selbst zum Beispiel Wörterbücher kostenlos online stellen.

"Barrierefreie" Kommunikation ist das Ziel, für die Lernenden wie für den Buchhandel: Die Verlage legen großen Wert darauf, über ihr vielseitiges Segment für unterschiedliche Lerntypen und Zielgruppen zu informieren – über Vorschauen, Außendienst und Inhouse-Schulungen.