Die Sonntagsfrage

"Ist Streaming die Rettung, Herr Pobot?"

15. März 2019
von Börsenblatt
Der Ende der 60er gegründete Maritim Verlag hat vor vier Jahren sein komplettes Hörspiel-Programm digitalisiert – und das Unternehmen damit wieder auf Kurs gebracht. Wie das funktioniert und warum das gesprochene Wort gerade so unglaublich boomt, erklärt Maritim-Geschäftsführer Sebastian Pobot.

Maritim-Hörspiele sind mittlerweile auf nahezu allen großen Plattformen verfügbar. Das reicht von Spotify, über Apple Music oder Amazon bis hin zu Napster und Audible. Es gibt Wochen, z.B. bei Apple Music, in denen über die Hälfte der vorgestellten Neuveröffentlichungen von Maritim sind.

Dafür braucht man schon einige Titel. Im Streaming ist ja die Anzahl der Einzeltracks entscheidend. Diese ist inzwischen sechsstellig. Das entspricht ca. 4.000 Hörspiel-Alben. Diese Zahl wächst stetig, da wir ständig neu produzieren und auf der Suche nach alten Hörspiel-Schätzen sind.


Bestseller bei Maritim

Bei Maritim gehören die Sherlock Holmes-Serien - wie die Krimis im Allgemeinen - definitiv zu den beliebtesten Hörspielen. Aber auch "Offenbarung 23", ein faszinierendes Hörspiel, dass sich um Verschwörungstheorien dreht, erfreut sich sehr großer Beliebtheit. Zudem haben die Kriminalfälle von Pater Brown und Mimi Rutherfurt enorm viele Fans, während Captain Future, Batman und Star Trek vor allem die Herzen der Science-Fiction-Fans höher schlagen lassen. Insgesamt verzeichnen unsere Hörspiele bis zu zwei Millionen Streams pro Tag, Tendenz steigend.

Bonus: Nostalgiefaktor

Zu unseren Hörerinnen und Hörern zählen vor allem Erwachsene – manch einen begleiten die Maritim-Hörspiele schon seit Kindheitstagen. Der Nostalgiefaktor ist bei unseren Hörspielen sehr hoch. Prinzipiell möchten wir aber jeden erreichen, der sich gerne unterhalten lässt. Das Besondere an einigen unserer Serien ist es, literarische Figuren, die bereits Kultstatus erreicht haben, neu zu kombinieren und sie erneut auf Abenteuerreise zu schicken oder Kriminal-Fälle lösen zu lassen, wie es in "Jules Verne" oder "Oscar Wilde & Mycroft Holmes" der Fall ist.
Dank des Zukaufs des "Märchenland"-Katalogs (ehemals "Polyband" oder "Top Sound") im letzten Jahr konnten wir auch die Auswahl an Kinder-Hörspielen erweitern. Nun findet man in unserem Katalog u.a. die Fälle von Enid Blyton oder die Abenteuer von Heidi.

Man mag es kaum glauben, zu kleinen Teilen verkaufen wir tatsächlich noch CDs. Diese sind für die leidenschaftlichen Sammler gedacht, welche nicht auf das haptische Erlebnis verzichten und gerne ein Exemplar in den Händen halten möchten. 90% unserer Umsätze generieren wir aber durch den digitalen Markt.  

Streaming verändert Hörgewohnheiten

Dank des Internets kann man sich heutzutage überall und an jedem Ort – ob auf dem Weg zur Arbeit oder abends beim Einschlafen – unterhalten lassen. Streaming-Flatrates sind zudem relativ preiswert und ermöglichen Zugriff auf unendlich viele Hörbücher. Das hat die Hörgewohnheiten im Vergleich zu den letzten Jahren, als man ein Album noch über Monate hörte und der nächsten Veröffentlichung entgegenfieberte, sehr verändert. Außerdem ermöglichen Hörspiele in einer schnelllebigen Zeit wie heute, dem Alltag für eine kurze Zeit zu entfliehen und in fremde Welten und vergangene Zeiten abzutauchen.