Letzter Karl-Dedecius-Preis

Muskala und Weiler geehrt

9. April 2019
von Börsenblatt
Monika Muskala und Thomas Weiler erhalten den Karl-Dedecius-Preis 2019 für exzellente polnische und deutsche Übersetzer − die Auszeichnung ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Der Preis wird in diesem Jahr zum letzten Mal vergeben, teilen die Preisstifter mit.

Der Preis, der von der Robert Bosch Stiftung und dem Deutschen Polen-Institut vergeben wird, würdigt Muskalas und Weilers herausragende Leistungen sowie ihre Vermittlungsarbeit zwischen den Nachbarländern. Eine unabhängige Jury wählte die beiden Preisträger aus.

Monika Muskala arbeitet seit Anfang der 1990er Jahre als freie Übersetzerin deutschsprachiger Dramen für polnische Bühnen. Ihre Bibliografie umfasst dabei etwa 40 Werke von der Klassik bis zur Gegenwart, von Friedrich Schiller bis Elfriede Jelinek, Thomas Bernhard, Werner Schwab, Peter Turrini, Urs Widmer und Heiner Müller. Mehr als ein Dutzend polnischer Theater verwendete die von Muskala übersetzten Fassungen für (Ur-)aufführungen. Zugleich übersetzte Muskala auch anspruchsvolle Romane von Thomas Bernhard, Stefan Heym, Gerhard Roth und Stefan Gabriel. Muskalas Stil kennzeichne ein sicherer Umgang mit der gesprochenen polnischen Sprache, die bei der Interpretation von Dialogen entscheidend sei. "Ihre mutige, kreative Haltung erlaubt es der Übersetzerin, vom Original abzuweichen und ihm trotzdem treu zu bleiben. Dabei wird ihr Sinn für Humor und Ironie sowie gleichzeitig die Selbstironie der übersetzten Autoren spürbar", heißt es weiter.

Thomas Weiler studierte Übersetzen an der Universität Leipzig, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Staatlichen Universität St. Petersburg. Seit 2007 ist er als freiberuflicher Übersetzer aus dem Polnischen, Russischen und Belarussischen tätig − mit Schwerpunkt Kinderliteratur. So übersetzte er unter anderem Kinderbücher von Piotr Socha ("Bäume", "Bienen") und den Bestseller "Alle Welt" von Aleksandra und Daniel Mizieliński. Außerdem hat Weiler wichtige Texte von Ziemowit Szczerek, Maria Janion, Marcin Szczygielski und Józef Wilkoń ins Deutsche übertragen. Darüber hinaus gelinge es Weiler, die von ihm übersetzten Autoren und Autorinnen in der deutschen Verlagslandschaft zu etablieren. Er sei außerdem bei Literaturfestivals, Buchmessen und Übersetzerforen aktiv und setze sich als Mentor für Nachwuchsübersetzer und -übersetzerinnen bei der Berliner Übersetzerwerkstatt im Literarischen Colloquium Berlin (LCB) ein.

Die Preisverleihung findet am 17. Mai in der Ev. Stadtkirche in Darmstadt statt.

Preis wird 2019 letztmals vergeben

Der Karl-Dedecius-Preis wird in diesem Jahr zum letzten Mal vergeben. Der Grund: Die Robert Bosch Stiftung habe sich angesichts der globalen Entwicklungen entschieden, ihre Förderung in der Völkerverständigung grundlegend zu überprüfen, strategisch neu auszurichten und sich stärker zu fokussieren. "Aufbauend auf umfassenden Analysen erarbeiten wir derzeit neue mögliche Themenfelder für unsere Völkerverständigung − so nennen wir dieses Fördergebiet in der Tradition von Robert Bosch", hatte Sandra Breka, die verantwortliche Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung, im Dezember erklärt.

In der Vorbereitung des Übergangs habe sich die Robert Bosch Stiftung entschlossen, die Förderung der bestehenden Projekte und Programme zu beenden − unter Einhaltung aller vertraglichen Verpflichtungen. Das Kuratorium der Stiftung entscheide im Sommer 2019 über die künftigen Themen in der Völkerverständigung. Anschließend werde die Stiftung ihre Förderung entsprechend neu ausgestalten. Ob es dabei eine Art Nachfolger für den Karl-Dedecius-Preis geben werde, könne sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, so eine Sprecherin der Stiftung gegenüber Börsenblatt Online.