Wie Sortimente Coffeetable-Books präsentieren

Mehr als dekorativ

16. April 2019
von Christina Busse
Viel zu schön, um sie ins Regal zu stellen: Wie setzen Sortimenter großformatige, aufwendig gestaltete Bildbände in Szene?



Nicht umsonst nennt man sie Coffeetable-Books: Zu Hause werden die dekorativen Exemplare gern auffällig präsentiert, zum Beispiel neben der Couch auf dem Beistelltischchen. Auch im Buchhandel wollen die meist hochpreisigen Titel ins rechte Licht gerückt werden, damit sie zur Geltung kommen. "Bildbänden muss der Boden bereitet werden, damit sie funkeln können", beschreibt Johannes Fischer, Leiter der Buchhandlung Gessler 1862 in Friedrichshafen, seinen Anspruch. Dafür sorgt vor allem großflächige Frontal­präsentation an zwei Wänden, eine direkt im Café-Bereich, der in die Buchhandlung integriert ist. Auf Augenhöhe beim Getränk hat man hier die Gelegenheit, den Blick mit Muße schweifen zu lassen. "Die Kunden greifen ungehemmt zu. Bei uns kann man alles bequem anschauen", erklärt Fischer. Ein häufiger Wechsel der frontal präsentierten Titel sorgt für immer neue Ansichten.

Sitzplätze an einem rund fünf Quadratmeter großen Tisch laden in der Hamburger Kunstbuchhandlung Sautter + Lackmann dazu ein, auch Schwergewichte komfortabel in Augenschein zu nehmen. Das erste Sichtbarmachen ist in der vom Boden bis zur Decke gefüllten Fachbuchhandlung "nicht so einfach", weiß Buchhändler Jasper Lueg. Denn Großformate sind hier eher die ­Regel als die Ausnahme. Doch auf Tischen genauso wie auf schräg gestellten Regalböden bietet sich hier die Möglichkeit, Titel in den Fokus zu rücken. Sie leiten das (Fach-)Publikum auch thematisch in die richtige Richtung.


Ihre persönliche Vorliebe für anspruchsvoll gestaltete Werke gibt Sabine Stiehler an ihre Kunden weiter: Die Inhaberin der Buchhandlung Logbuch in Bremen, die in Mainz Buchwesen studiert hat und gelernte Schriftsetzerin ist, baut auf individuelle Formen der Präsentation. Titel zu Grafikdesign, Buchgestaltung und Typografie finden sich zum Beispiel gut sichtbar in und auf Mobiliar aus ehemaligen Werkstätten und Ateliers. Auf die darüber liegende Wand hat sie kurzerhand in Längsrichtung verlaufende, etwa zwei Meter lange Dachlatten montiert (vier übereinander), auf die Großformate dekorativ gestellt werden können. Zurzeit kombiniert sie die Bücher mit einer Ausstellung von 16 Original-Illustrationen der Leipziger Künstlerinnengruppe augen:falter zu Ingo Schulzes Erzählung "Einübungen ins Paradies". Jeweils ein besonders dekorativer Band bekommt zudem einen Ehrenplatz auf einem Werkhaus-Stehpult, startklar zum Durchblättern.

Buchhandel und Kunst stärker zusammenzubinden – das kann sich auch Johannes Fischer von Gessler 1862 gut vorstellen. Er hat sich gerade im Taschen-Store in Brüssel inspirieren lassen, wo Möbel von Stardesigner Philippe Starck den Büchern die Bühne bereiten: "Es gibt so wunderbare Ausstellungsmacher und Architekturhistoriker, mit denen ich gern zusammen Veranstaltungen durchführen würde. Das könnte den Kunden die vielen großartigen Bildbände noch einmal ein ganzes Stück näherbringen."