Interview mit dem Bürgermeister Steffen Grimm

Sondershausen sucht eine Buchhandlung

23. April 2019
von Börsenblatt
Sondershausen hat 22.000 Einwohner und elf Ortsteile, aber seit 1. Februar keine Buchhandlung mehr. Steffen Grimm, Bürgermeister der Nordthüringischen Stadt, will das ändern.

Warum braucht Sondershausen eine Buchhandlung?
Die Sondershäuser sind es gewohnt, eine Buchhandlung zu haben. Wir sind Residenz- und Bergstadt, mit dem Loh-Orchester bewahren wir unsere Musiktradition und Sondershausen ist die Geburtsstadt des Dichters Johann Karl Wezel.

Die vor drei Jahren eröffnete Filiale der WiBu-Center Buchhandlung Bad Sachsa wurde im Februar aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Welche Gründe haben Ihrer Meinung nach dazu geführt?
Ich glaube, die WiBu-Center-Filiale war an ihrem Standort zu weit ab vom Schuss. Außerdem gab es dort sehr viele Geschenkartikel, Schreibwaren, Lotto usw. Im Bewusstsein vieler Sondershäuser ist das Geschäft auch gar nicht als Buchhandlung verankert gewesen. Die Stadt ist ein gutes Buchhandlungspflaster, davon bin ich überzeugt.

Wie ist es generell um den Einzelhandel in Ihrer Stadt bestellt?
Wir haben leider eine sehr langgestreckte Fußgängerzone mit einigem Leerstand, dem wir aktiv entgegenzuwirken versuchen.

Und was spricht für Sondershausen?
Es gibt dort einen tollen Marktplatz mit historischer Bausubstanz direkt am Schloss, das Rathaus wird gerade saniert. In diesem Umfeld wäre eine Buchhandlung ideal beheimatet.

Für die Zwischenzeit – welches ist die nächstgelegene Buchhandlung?
Das sind das Buchhaus Rose und die Bücherstube Hartmann im 20 Kilometer entfernten Nordhausen. Außerdem gibt es dort auch eine Weltbild-Filiale. Ich war da schon persönlich um für eine Zweigstelle zu werben – Bedarf wurde schon gesehen, aber aus Altersgründen kam das zumindest für eine der beiden Traditionsbuchhandlungen nicht in Frage.

Wie sieht Ihre Traumbuchhandlung für Sondershausen aus?
Sie sollte alle Genres bedienen, den Schulbuchhandel abdecken, eine hohe Verweilqualität bieten, barrierefrei sein und für Veranstaltungen geeignet sein. Die richtigen Immobilien hätten wir dafür. 

Mit welcher Unterstützung können Buchhändler rechnen, die in Sondershausen gründen oder eine Filiale eröffnen möchten?
Egal was gewünscht würde – wir haben eine sehr ambitionierte Wirtschaftsförderung. Das schließt Hilfe bei der Immobiliensuche und ein Entgegenkommen beim Mietzins bei städtischen Immobilien ein.

Sie sind 1970 in Sondershausen geboren, seit 2018 sind Sie dort Bürgermeister. Welche Ziele haben Sie sich auf die Fahnen geschrieben?
Da wäre zum einen die Sanierung des Sportzentrums und die Sanierung des Rathauses, das ein zentraler Anziehungspunkt der Innenstadt ist. Außerdem wollen wir die Skaterhalle erweitern. Über allem steht die Belebung der Innenstadt.