"Habt ihr euch schon alle beworben?" – So trommeln Sie im Buchhandelstreff auf Facebook für den Deutschen Buchhandlungspreis. Warum?
Man bekommt Geld geschenkt, man braucht nur zu sagen, dass man es haben möchte. Warum sollte jemand darauf verzichten? Das ist mir völlig unverständlich. Außerdem ist der Einsendeschluss in diesem Jahr schon im Mai und nicht erst im Juni. Auch darauf wollte ich mit meinem Aufruf noch einmal hinweisen.
Manche Kollegen scheuen den Aufwand…
Aber der ist gar nicht so hoch, wie manche denken! Knapp 25 Seiten online ausfüllen, das ist rasch erledigt. Und man muss sich überlegen, was die Buchhandlung auszeichnet, was sie besonders macht.
Eine Wald- und Wiesenbuchhandlung, die von allen etwas hat, fällt genau dieser Punkt vielleicht schwer. Trotzdem bewerben?
Unbedingt! Die jährliche Bewerbung für den Buchhandlungspreis sollte so selbstverständlich sein, wie die jährliche Steuererklärung. Mainstream muss nicht negativ sein, man muss es nur gut begründen. Die Auszeichnung ist schließlich nicht nur ein Kulturpreis, sondern auch ein Handelspreis.
Vielleicht ist es aber auch frustrierend, wenn man sich schon ein paar Mal erfolglos beworben hat.
Das Glücksmoment spielt eine Rolle. Mein Vorschlag: einfach machen, nicht groß darüber nachdenken. Wir haben den Preis auch schon einmal nicht bekommen. Und wir hätten niemals mit dem Hauptpreis gerechnet. Den Statuten zufolge muss Lessing und Kompanie in diesem Jahr aussetzen, im nächsten Jahr sind wir wieder dabei. Wenn wir etwas bekommen – gut. Wenn nicht, auch gut.
Was gibt es außer Geld noch zu gewinnen?
Das Geld ist die eine Seite – ebenso entscheidend ist die enorme öffentliche Aufmerksamkeit. Der Hauptpreis hat tatsächlich zu einer nachhaltigen Erhöhung der Kundenfrequenz geführt.
Kurzfristig gab es in diesem Jahr noch zwei Veränderungen in der Jury: Dieter Kosslick wird von Manfred Metzner (Verlag Das Wunderhorn) vertreten und Christiane zu Salm von Reinhilde Rösch (Börsenverein Landesverband Baden-Württemberg). Sind das gute Entscheidungen?
Ich finde ja. Manfred Metzner kennt sich sehr gut in der Independent-Verlagsszene aus und dass jemand vom Börsenverein in dieser Jury dabei ist, halte ich ebenfalls für eine gute Idee.
Falls die Bewerberzahl am Ende nicht stimmt – machen Sie sich Sorgen um die Zukunft des Preises?
Nein. Mit der Erfindung des Verlagspreises wurde die Auszeichnung ja gerade erst auf eine höhere Ebene gehoben. Trotzdem sollten wir mindestens die Zahl des Vorjahres wieder erreichen. Warum auch nicht?
Deutscher Buchhandlungspreis 2019: Wettbewerb für Independents
Hier geht es zum Bewerbungsportal!
Interview mit Jurymitglied Regina Vogel: "Jeder sollte an seine eigenen Stärken denken"
Auf meine Nachfrage beim Börsenverein, warum eigentlich keine Wirtschaftlichkeitsprüfung stattfinde -immerhin werden ja Wirtschaftbetriebe ausgezeichnet und keine steuerfinanzierten Literaturhäuser - wurde mir geantwortet, dass die Kriterien vom Ministerium vorgegeben worden seien und es sich eben um einen Kulturpreis handele.
Mein Eindruck ist (auch was manche ausgezeichneten Betriebe angeht, von denen ich weiß, dass es sich schlicht um wirtschaftliche Zuschussbetriebe handelt, oder bestenfalls ein Zusatzeinkommen erwirtschaftet werden kann), dass vor allem ein ganz bestimmtes Geschäftsmodell ausgezeichnet wird, das seine wirtschaftliche Basis oftmals in einer größeren Erbschaft, einer eigenen Immobile, oder einem Lebenspartner/in mit zahnärzlicher Praxis hat.
Dennoch finde ich es gut, dass der Preis auch dieses Jahr wieder vergeben wird, da er dem Buchhandel allgemein hilft.
Ich aber werde mich nicht mehr bewerben, da ich wenig Erfolgsaussichten sehe.
Man muss so viel dafür tun, Lesungen, Veranstaltungen - und dafür habe ich leider die finanziellen Mittel nicht. Die paar Veranstaltungen, bei denen ich selbst vorlese und erzähle, sind der Welttag des Buches, der Bundesvorlesetag und die Besuche von Kindergartenkinder oder SchülerInnen.
Meine Kunden lieben und loben mich, aber das alles genügt nicht für so den Deutschen Buchhandlungspreis.
Ich freue mich aber immer für meine Kolleginnen und Kollegen, wenn sie gewinnen.
Zudem spricht mir Frau Kahla absolut aus dem Herzen: weder meine finanziellen Mittel noch mein zu erreichendes Publikum (kleinere Buchhandlung in Kleinstadt, ländlicher Raum zwischen zwei größeren Städten, mit Theatern, Einkaufsstraßen,etc) lassen bei mir mehr Veranstaltungen zu.
Ich werde mich trotzdem weiterhin bewerben.
Die Mühe haben, die 25 Seiten Bewerbung sinnvoll zu füllen, aber trotzdem von ihren Kunden geliebt werden.
Mit dem Preisgeld könnten wir ein paar tolle Aktionen starten und dann auch die 25 Seiten locker füllen.