Insolventer Ernst Wasmuth Verlag gerettet

Wasmuth & Zohlen führt Verlag fort

2. Mai 2019
von Börsenblatt
Die kürzlich gegründete Wasmuth & Zohlen Verlag UG in Berlin hat den Tübinger Ernst Wasmuth Verlag zum 1. Mai aus der Insolvenz heraus übernommen.

Der Verlag wird die seit Mitte 2018 aufgrund der Insolvenz (siehe Archiv) eingeschränkten Aktivitäten im vollen Umfang wieder aufnehmen und fortführen, geht aus einer Pressemitteilung hervor. Der Hauptfirmensitz wird nach Berlin verlegt, wo der Ernst Wasmuth Verlag 1872 gegründet wurde. Am bisherigen Tübinger Standort verbleiben ein Kontaktbüro sowie ein externes Lektorat.

Die neuen Gesellschafter – Bernhard Elias, Ernst Wasmuth, Gerwin Zohlen – beabsichtigen, das Profil unter Berücksichtigung der bisherigen Schwerpunkte weiter zu entwickeln und zu schärfen, um den Verlag wieder zu einem wichtigen Sprachrohr für Baukultur, Archäologie und Kunst mit internationaler Ausrichtung zu machen. Die ersten Veröffentlichungen sollen bereits im Sommer 2019 erscheinen.

Die Auslieferung aller noch lieferbarer Wasmuth-Titel sowie der geplanten Neuerscheinungen erfolgt wie bisher durch die Firma Brockhaus Kommissionsgeschäft GmbH in Kornwestheim.

Mit der Übernahme endet die fast einjährige Verwaltung des Verlages durch den Insolvenzverwalter Tibor Braun in der Stuttgarter Kanzlei Illig Braun Kirschnek. Durch dessen konstruktives Bemühen habe die Liquidation des Verlages und damit das Verschwinden eines der ältesten und bedeutendsten Kunst- und Architekturverlage vermieden werden können. So bestehe berechtigte Hoffnung, das im Jahr 2022 anstehende 150-jährige Jubiläum mit einem gut dokumentierten Rückblick auf das verlegerische Schaffen von drei Generationen aus drei Jahrhunderten zu verbinden.

Die Wasmuth & Zohlen Verlag UG mit Sitz in Berlin wurde am 11. April ins Handelsregister eingetragen, Geschäftsführer sind Bernhard Elias und Gerwin Zohlen.

Update, 6. Mai: Wie der "Berliner Kurier" berichtet, war ein Betrugsfall der Grund für die Insolvenz des Ernst Wasmuth Verlags. Danach habe eine Bilanz-Buchhalterin den Verlag um fast 400.000 Euro erleichtert. Sie hätte die lange Krankheit und Tod des Steuerberaters ausgenutzt, so Ernst J. Wasmuth gegenüber der Zeitung. Der neue Steuerberater hätte den Betrug bemerkt. Die Beschuldigte, die Frau eines Kripo-Mannes, sei im Mai 2017 zu einer Haftstrafe verurteilt worden. In der Folge des Verlustes musste der Verlag dennoch 2018 einen Insolvenzantrag stellen. Die Rettung sei jetzt durch den Berliner Autor und Architekturkritiker Gerwin Zohlen und den Kunsthistoriker Bernhard Elias gekommen.