Tropen startet in Berlin - mit einer Read Parade

"Wir sind klein – aber wir sind da!"

3. Mai 2019
von Börsenblatt
Am 9. Mai wird in Berlin das neue Büro des Klett-Cotta-Imprints Tropen eingeweiht – verbunden mit der ersten Berliner Read Parade. Wir haben über den Start beim Tropen-Team nachgefragt: bei Lektorin Sarah Iwanowski, Verlagsassistentin Julia Matthias und Verlagsleiter Tom Müller.

Wo entstehen die künftigen Tropen-Bücher?
Sarah Iwanowski: Seit Anfang Januar haben wir unsere drei Räume in der Köpenicker Straße bezogen, ein Ladenbüro mit Schaufenster, in dem auch unsere Bücher stehen. Schräg gegenüber sind ein Zalando-Outlet, ein Getränkemarkt und ein Wertstoffhof, auf der anderen Seite schließt das Wohngebiet an. Kreuzberg passt gut zu Tropen: Wir sind nahe dran am neuen Literaturgeschehen, es gibt kleine Lesebühnen in der Nähe.

Was hat Berlin, das Stuttgart nicht hat?
Tom Müller: Hier sind einfach viele Journalisten, Autoren und Übersetzer, die man auch außerhalb von offiziellen Terminen trifft. Klar, die Leser sind überall, aber hier erfährt man früher, was sie demnächst lesen wollen.

Welche Trends gibt’s denn zur Zeit?
Tom Müller: Zum Beispiel einen Negativtrend: In der deutschen Gegenwartsliteratur ist es gerade etwas still; es gibt weniger gute Manuskripte, vielleicht haben weniger junge Leute den Traum, Schriftsteller zu werden. Manchmal denke ich, die deutsche Gegenwartsliteratur (außerhalb von Krimi und Unterhaltung) ist dabei so eine Nische zu werden, wo jeder Leser, Autor, Verleger, Kritiker zugleich ist. Aber deswegen machen wir ja am 9. Mai die Read Parade – um zu zeigen: "Wir sind klein – aber wir sind da!"

Was passiert bei der Read Parade?
Sarah Iwanowski: Das wird ein fröhlicher Umzug von uns und einer Reihe von Autoren und Autorinnen, eine Demo für mehr Literatur. Wir machen ab 18 Uhr mit Musik von DJ Ava Irandoost auf uns aufmerksam, und zwischendurch liest immer wieder ein Autor.

Was war der schwerste Teil beim Neustart?
Sarah Iwanowski: Erst mal alles startklar machen – von der Glühbirne reinschrauben bis zum funktionierenden Internetanschluss und: Ich wusste nicht, dass Handwerker finden eine so schweißtreibende Angelegenheit sein kann.

Wie ist das Gefühl, so weit weg vom "Mutterschiff" in Stuttgart zu sein?
Julia Matthias: Irgendwie wie ein Neustart. Der Flurfunk funktioniert nicht mehr, aber wir telefonieren viel, mit der Herstellungsabteilung läuft jetzt eben mehr über E-Mails. Das klappt überraschend gut, wir spielen uns langsam ein.
Tom Müller: Ich bin etwa alle zwei Wochen in Stuttgart, weil ich ja unsere Vision vermitteln möchte, wie ein Tropen-Buch sein und aussehen soll. Und Pressechefin Katharina Wilts und Verleger Tom Kraushaar kommen regelmäßig nach Berlin.

Wie läuft das erste Programm?
Julia Matthias: Das erste Programm haben ja noch die Stuttgarter Kollegen eingekauft, das zweite im Herbst ist dann eine Mischung und das nächste Frühjahrsprogramm trägt dann unsere Handschrift.

Ihr persönliches Herzensbuch?
Julia Matthias: Mareike Nieberdings "Verwende deine Jugend", ein Sachbuch, das zeigt wie wichtig es ist, dass sich Jugendliche und junge Erwachsene engagieren – kurz und knackig formuliert.

Nach der Read Parade feiert Ihr die Neueröffnung: Passen die Gäste alle ins Büro?
Julia Matthias: Es haben sich sehr sehr viele angesagt, aber die kommen hoffentlich nicht alle gleichzeitig. Auf jeden Fall nutzen wir noch die Straße mit, wir haben einen Foodtruck organisiert, um die Getränke kümmern wir uns selbst und, naja, ein bisschen Möbel rücken müssen wir schon noch.


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