Jahrestagung Interessengruppe Hörbuch

"Gute Zeit für unser Medium"

9. Mai 2019
von Börsenblatt
Täglich neue Podcasts, stabile Absatzzahlen beim physischen Produkt, Zuwächse im Digitalverkauf: Audio gilt gerade als Gewinner und Hoffnungsträger des Buchmarkts. "Wir erleben eine gute Zeit für unser Medium", sagte Kilian Kissling, Mitglied im Sprecherkreis und Argon-Geschäftsführer, zur Eröffnung der Jahrestagung IG Hörbuch am 9. Mai in Frankfurt.

Viel Wachstumspotenzial für das digitale Hörbuch sieht John Ruhrmann, Managing Director Bookwire, im Smart Speaker. Seine Annahme: Amazon Echo, Google Home oder Apple HomePod, bzw. die damit verbundenen Sprachsteuerungssysteme Alexa, Google Assistant und Siri, könnten ähnlich wie die Einführung des Smartphones 2007 unendlich viele Vertriebsformen für Hörbücher nach sich ziehen. Bereits 9 Millionen - das sind 13 Prozent der Deutschen über 14 Jahren - nutzen regelmäßig einen eigenen Smart Speaker.  Acht von zehn Nutzern sind jünger als 50 Jahre. Und im Durchschnitt besitzt jeder Nutzerhaushalt zwei Smart Speaker. Zu diesem Ergebnis kommt die von Ruhrmann zitierte Studie Spot on Voice von Facit Research und AS&S Radio.

10.000 Entwickler arbeiten an Alexa

Weitere Zahlen zur Weiterentwicklung von John Ruhrmann: 74 Prozent nutzen Amazon Echo (46 Prozent Google Home, 42 Prozent Apple HomePod); im Januar meldete Amazon über 100 Millionen verkaufte Alexa-Geräte; 10.000 Menschen arbeiten Vollzeit bei Amazon an der Entwicklung von Alexa, am 5. Mai gab es im Bereich Alexa 2.090 offene Stellen. 

84 Prozent der Nutzungszeit von Smart Speakern entfällt Studien zufolge auf Audioentertainment. Gute Zeiten für Hörbücher? Trotz großem Potenzial nutzen gemäß einer Umfrage von YouGov in den USA nur 7 Prozent ihre Speaker für Hörbücher, in UK sind es immerhin 13 Prozent. In Deutschland wird bei einer Nutzungsdauer von 2 Stunden und 13 Minuten nur eine einzige Minute aufs Hörbuchhören verwendet (Musik hören: 60 Minuten; Radio hören: 52 Minuten). Das ist das Ergebnis der Befragung Voice on the Rise, an der sich 8.000 Personen über 14 Jahren beteiligt haben. 

Wie also lässt sich das Potenzial der Smart Speaker für Hörbücher heben? "Wir müssen den Smart-Speaker-Effekt besser verstehen", meint Ruhrmann. Dazu gehöre, den Kundenmehrwert zu erhöhen bei gleichzeititer Einschränkung der Komplexität. Den Smart Speaker als simplen Lautsprecher mit Zusatzfeature zu verstehen, ist für Ruhrmann jedenfalls nicht der richtige Ansatz. Erste Experimente mit interaktiven Hörspielen wurden bereits umgesetzt, u.a. von Audible.


Hörbücher bei Thalia

Ebenfalls Thema der IG Hörbuch am 9. Mai im Frankfurter Haus des Buches waren der Einkauf und die Präsentation von Audiobooks bei Thalia, der größten Handelskette für physische Hörbücher in Deutschland. (Dank der soeben vom Kartellamt genehmigten Fusion mit der Mayerschen dürfte diese Position noch ausgebaut werden!) Birgit Hagmann, Leiterin des Category Managements Buch bei Thalia, stellte ausführlich die Sortimentspyramide vor, nach der die Thalia-Läden bestückt werden, und die Möglichkeiten der Themen-Kuratierungen, aus denen die einzelnen Filialen auswählen können. Zumindest als Ziel formulierte Hagmann, dass Hörbücher bei Thementischen und in den Bestseller-Präsentationen zusammen mit dem Buch präsentiert werden sollen. Hagmann: "Ich glaube, dass wir im Hörbuch noch längst nicht alles ausgeschöpft haben." Ob es sich für Thalia rechnet, mehr Platz für Hörbücher frei zu räumen, soll in Testfilialen in Düsseldorf, Leipzig und Hagen unter die Lupe genommen werden.

Hier geht es zum kompletten Programm der Jahrestagung!



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