Kick-Off zum LiBeraturpreis 2019

Schaulaufen im Haus am Dom

6. Juni 2019
von Börsenblatt
Fast 100 Gäste waren am Mittwochabend trotz sommerlichen Wetters ins Frankfurter Haus am Dom zum Kick-Off-Event des LiBeraturpreises 2019 gekommen. Ein launiges Pitching, bei dem die Weltempfänger-Juroren im Wechsel für die acht Kandidatinnen warben. Im Anschluss startete das öffentliche Voting – das bis zum 16. Juni läuft.

Literatur-Referentin Lisa Straßberger vom gastgebenden Haus am Dom kündigte einen Abend an, an dem "wir unserern Horizont gewaltig ausbreiten werden" − kein leeres Versprechen wie sich zeigte. Das besondere Konzept des bewährten Kick-Off-Events zum Auftakt des Publikumsvotings: Da die Autorinnen nicht vor Ort sind, stellen die Jurorinnen und Juroren der Litprom-Bestenliste Weltempfänger, aus der sich die Nominierungen für den LiBeraturpreis speisen, "ihre" Favoritin in einer Art "Schaulaufen" (Lisa Straßberger) vor − werben für deren Wahl, vermiiteln ihre Begeisterung. Eine Veranstaltung, die das Lesen im Vordergrund stellt.

Anita Djafari, Geschäftsführerin von Litprom, stimmte auf das Voting ein, bei dem es in den letzten Jahren durch die Leserinnen und Leser immer ein anderes Ergebnis gegeben habe, "als wir Profis gedacht haben − und das ist schön!" Für einen Preis an Autorinnen aus dem Globalen Süden gebe es immer noch gute Gründe, betonte Djafari.

Dann startete das "Schaulaufen" für den LiBeraturpreis 2019: Die Weltempfänger-Jurorinnen und -Juroren Katharina Borchardt, Ulrich Noller, Anita Djafari, Andreas Fanizadeh, Ruthard Stäblein, Claudia Kramatschek und Thomas Wörtche präsentierten jeweils eine Autorin und ihr Buch, Katharina Borchardt zwei − mal locker-launig, mal ernst, mal eher sachlich, aber immer mit Enthusiasmus.

Der Schauspieler Stéphane Bittoun las, immer den richtigen Ton treffend, aus den Büchern − begleitet von stimmigen Fotos auf der Leinwand hinter ihm. Geboten wurde viel: vom doppelbödigen Erzählungsband "Bruchstücke" aus Japan, über das "unfassbar freche und rotzige" (Ulrich Noller) "Tentakel" und die "Krimi-Komödie" (Ruthard Stäblein) "Krokodilstränen", bis zum sperrigen, verdichteten Syrien-Roman "Die Verängstigen", den Thomas Wörtche als "Literatur, die sich nicht so einfach wegschluckern lässt" charakterisierte. Diese und auch alle anderen acht Titel würden den LiBeraturpreis 2019 verdienen, so viel war nach dem Abend, der zweieinhalb Stunden dauerte, sicher.

Folgende acht Autorinnen stehen zur Wahl für den LiBeraturpreis 2019 (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Nanae Aoyama (Japan): "Bruchstücke". Erzählungen. Aus dem Japanischen von Katja Busson und Frieder Lommatzsch (Cass Verlag)
  • Rita Indiana (Dominikanische Republik): "Tentakel". Roman. Aus dem Spanischen von Angelica Ammar (Wagenbach)
  • Lina Meruane (Chile): "Rot vor Augen". Roman. Aus dem Spanischen von von Susanne Lange (Arche)
  • Guadalupe Nettel (Mexiko): "Nach dem Winter". Roman. Aus dem Spanischen von Carola Fischer (Blessing)
  • Mercedes Rosende (Uruguay): "Krokodilstränen". Kriminalroman. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen (Unionsverlag)
  • Samanta Schweblin (Argentinien): "Sieben leere Häuser". Erzählungen. Aus dem Spanischen von Marianne Gareis (Suhrkamp)
  • Kamila Shamsie (Pakistan): "Hausbrand". Roman. Aus dem Englischen von Nikolaus Hansen (Berlin Verlag)
  • Dima Wannous (Syrien): "Die Verängstigten". Roman. Aus dem Arabischen von Larissa Bender (Blessing)

Weitere Informationen zu den Autorinnen und Werken finden sich hier.

Nominiert für den den LiBeraturpreis 2019 wurden alle Autorinnen, die im vergangenen Jahr auf der Litprom-Bestenliste Weltempfänger (die aktuelle Liste Sommer 2019 sehen sie hier) vertreten waren.

Publikums-Voting gestartet

Am Ende der Veranstaltung wurde zudem das öffentliche Voting gestartet, das bis zum 16. Juni läuft – und über die Preisträgerin 2019 entscheidet.

Als erstes hatten gestern Abend die Zuhörer die Gelegenheit abzustimmen. Deutlich an der Spitze lag "Krokodilstränen", mit Abstand gefolgt von "Bruchstücke" – aber das letzte Wort hat nun das Publikum.

Hier geht es zur Abstimmung

Zum Preis

1987 von der Initiative LiBeraturpreis e.V. ins Leben gerufen, wird der LiBeraturpreis seit 2013 von Litprom vergeben. Der Publikumspreis zeichnet jährlich einen besonders beliebten Titel einer Autorin aus Afrika, Asien, Lateinamerika oder der arabischen Welt aus.

Für den LiBeraturpreis nominiert sind automatisch die Titel von Autorinnen, die im Vorjahr auf eine der vier Weltempfänger-Bestenlisten gewählt worden sind. Meistens schaffen es pro Jahr circa sechs bis acht Titel von Schriftstellerinnen auf die Bestenliste.

Die Preisverleihung der mit 3.000 Euro dotierten Auszeichnung findet auf der Frankfurter Buchmesse statt zu der die Preisträgerin eingeladen wird. Der Sponsor Yogi Tea unterstützt zudem die Finanzierung eines selbstgewählten Schreibprojekts für Mädchen und/oder junge Frauen im Heimatland der Gewinnerin.

mg