Internationaler Literaturpreis 2019

Fernanda Melchor und Angelica Ammar ausgezeichnet

19. Juni 2019
von Börsenblatt
Die mexikanische Autorin Fernanda Melchor und ihre Übersetzerin ins Deutsche, Angelica Ammar, haben für den Roman "Saison der Wirbelstürme" (Wagenbach) den Internationalen Literaturpreis 2019 erhalten. Dieser wird vom Haus der Kulturen der Welt mit der Stiftung Elementarteilchen verliehen.

In der Jury-Begründung heißt es: "Fernanda Melchor hat den Roman der Armut im Globalkapitalismus des 21. Jahrhunderts geschrieben, den Roman aus Armut geborener Gewalt gegen Frauen, gegen Homosexuelle, gegen Schwächere. Den Roman des gnadenlosen Kampfes der Schwächsten gegen noch Schwächere und gegen sich selbst. Den Roman einer Zerstörung, der es egal ist, ob sie zur Selbstzerstörung wird. Weil der Unterschied nicht mehr wichtig ist. 'Saison der Wirbelstürme' ist kein Roman, der sich Kapitalismuskritik auf die Fahnen geschrieben hat. Aber er verdient diesen Preis trotzdem als politischer Roman. Angelica Ammar hat in ihrer Übersetzung einen Wort- und Bedeutungsteppich ausgebreitet, dem wir lesend vertrauen können und dessen Festigkeit nie nachlässt. Die vielen Herausforderungen des Originals hat sie mit großer Eleganz bewältigt, immer in vollem Verständnis des Textes. Ihre Übersetzung ist eine ungeheure Leistung."

Der Internationale Literaturpreis mit 35.000 Euro dotiert – 20.000 Euro für die Autorin, 15.000 Euro für die Übersetzerin.

Die Preisverleihung am 18. Juni wurde mit einer Keynote von Teju Cole eröffnet, der 2013 mit dem Internationalen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Anschließend wurden die diesjährigen Preisträgerinnen von der Jury bekannt gegeben und mit einer Laudatio von Robin Detje gewürdigt. Im Gespräch mit Daniel Medin stellten die Autorin und die Übersetzerin ihr Werk vor und beleuchten dabei auch die realen Ereignisse, die dem Roman zugrunde liegen. Nach der Preisverleihung gab es Drinks und Musik auf der Dachterrasse.

Die Autorin
Fernanda Melchor, 1982 im mexikanischen Bundesstaat Veracruz geboren, schreibt Romane und Reportagen (crónicas), für die sie bereits mehrere Preise gewonnen hat. Sie lebt in Puebla und gilt als eine der talentiertesten Autor*innen ihrer Generation. 2013 veröffentlichte sie ihren ersten Roman "Falsa liebre" sowie eine Sammlung von crónicas "Aquí no es Miami". Ihr zweiter Roman "Saison der Wirbelstürme" erschien gleichzeitig in mehreren Ländern, u. a. in den USA, Italien, Frankreich und Großbritannien. In Deutschland liegt er bei Wagenbach vor.

Die Übersetzerin
Angelica Ammar ist in München geboren und aufgewachsen. Nach einem längeren Aufenthalt in Ghana studierte sie Romanistik und Ethnologie in München, Madrid und Paris, wo sie zehn Jahre lebte. 2007 zog sie nach Barcelona. Für ihren Debütroman "Tolmedo" erhielt sie 2006 den Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung, 2010 erschien ihr zweiter Roman "Die Zeit der grünen Mandeln". Sie übersetzte u. a. Sergio Pitol, Mario Vargas Llosa, Rita Indiana, Gioconda Belli, Eduardo Galeano und Horacio Quiroga aus dem Spanischen.

Der Jury 2019 gehörten an: Robin Detje, Jens Hillje, Tobias Lehmkuhl, Verena Lueken, Daniel Medin, Elisabeth Ruge, Daniela Seel.

Zum Preis

Der Internationale Literaturpreis wird verliehen vom Haus der Kulturen der Welt mit der Stiftung Elementarteilchen. In Kooperation mit dem Literarischen Colloquium Berlin (LCB), dem Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke (VdÜ), der Kurt Wolff Stiftung (KWS), dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels Landesverband Berlin-Brandenburg, der Buchhandlung ocelot, dem sonntagsbureau, Shared Reading und der Amerika-Gedenkbibliothek, dem Literaturfestival Leukerbad, präsentiert von Deutsche Welle. Das Haus der Kulturen der Welt wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch das Auswärtige Amt gefördert.