Rekord für 20. poesiefestival berlin

13.000 Besucher kamen

21. Juni 2019
von Börsenblatt
An sieben Festivaltagen kamen 13.000 Menschen in die Akademie der Künste. Das ist ein neuer Besucherrekord für das poesiefestival berlin (14.−20. Juni), bilanzieren die Veranstalter.

Die Bessucher konnten 150 beteiligte DichterInnen aus 25 Ländern erleben und einen Einblick in die zeitgenössische Lyrik-Szene erhalten. Rund um das Festivalmotto Endlich Zeit für Sprache hatte der Veranstalter, das Haus für Poesie, zusammen mit 62 Partnern über 50 hochkarätige Veranstaltungen organisiert.

Weltklang – Nacht der Poesie etwa versammelte an einem Abend acht Dichtende auf der Bühne, die in sechs Sprachen lasen. Mit Taschenlampe konnte das zahlreich erschienene Publikum mitlesen.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters sagte bei der Eröffnung: "Das Poesiefestival ist in den 20 Jahren seines Bestehens zu einem internationalen Kristallisationspunkt der Dichtkunst geworden. Mit ihrer künstlerischen Experimentierfreude machen die Lyrikerinnen und Lyriker das Festival zu einem Fest der Vielfalt und der Weltoffenheit, der Kunst und Gedankenfreiheit – und damit zu einer Demonstration für Europas Werte. Gerade in diesen Tagen, in denen der Traum eines geeinten Europas auf erstarkenden Nationalismus stößt, brauchen wir die schöpferische Kraft der Poesie gegen die Diskursvergiftung."

Die Festivalausstellung Aubergine mit Scheibenwischer – Die Zeichnungen von Oaskar Pastior war von Herta Müller eröffnet worden: "Die Zeichnung […] ist frei, sie ist offen. Sie zeigt jedem Auge was anderes. So wie Pastiors Texte offen sind. Du liest das Gedicht, sagt er, indem das Gedicht dich liest. Auch die Gebilde lesen dich, wir sind frei, mit ihnen das zu machen, was unser Leben mit uns macht."

Die nicht-binäre Underground-Dichterin Eileen Myles aus New York löste einen Besucheransturm aus. Edmund White berichtete als Zeitzeuge vom Stonewall-Aufstand vor 50 Jahren, dem jedes Jahr mit dem Christopher-Street-Day gedacht wird. In einem Forum über Hate Speech und poetischen Widerstand sprach der Philosoph Giorgio Agamben.

Die diesjährige Berliner Rede zur Poesie hielt Sergio Raimondi aus Argentinien. Sein Text "Probleme beim Schreiben einer Ode an den Pazifischen Ozean" erkundete – in Auseinandersetzung mit Theodor W. Adorno – wie Poesie zeitgemäß auf den Kapitalismus, auf globale Waren – und Datenströme, reagieren kann. Die Rede liegt als Publikation im Wallstein-Verlag vor.

Bei der szenischen Inszenierung von Walt Whitmans "Grasblättern" (von Leopold von Verschuer in der Übersetzung von Jürgen Brôcan) wurde die verblüffende Aktualität des Textes herausgestellt.

Zur Veranstaltung

Das 20. poesiefestival berlin ist ein Projekt des Hauses für Poesie in Kooperation mit der Akademie der Künste. Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und des Auswärtigen Amts, mit freundlicher Unterstützung durch Maritim proArte Hotel Berlin. Präsentiert von taz, BÜCHERmagazin, tip Berlin, ASK HELMUT und Deutschlandfunk Kultur.