Auszeichnung für Lyrik

Jandl-Preis für Oswald Egger

26. Juni 2019
von Börsenblatt
Der in Südtirol geborene 56-jährige Dichter Oswald Egger erhält für sein "facettenreiches und unverwechselbares Schaffen" den mit 15.000 Euro dotierten österreichischen Ernst-Jandl-Preis für Lyrik 2019.

Egger sei ein Dichter, so die Jury, "der mit diskreter Stetigkeit die Möglichkeit erforscht, sich und uns das Unmögliche vorzustellen: die ganze Zeit in ihrem wörtlichen Zusammenhang". Wort um Wort zeige sich die Zeit im Rhythmus von Eggers Prosa, stocke in quadratischen Vierzeilern, verzweige sich in von Buch zu Buch verfeinerte Graphiken. Egger "vermisst nicht weniger als die Spannweite des Menschen zwischen Leibhaftigkeit und Leibniz, und er tut dies mit spürbarer Lust. Sein jüngstes Buch 'Triumph der Farben' versucht, mit der Verwandlung von Buchstaben in Farbtöne der Vergänglichkeit Paroli zu bieten und so auch dem Los zu entgehen, sich selbst in unendlicher 'Selbstschraffur' ausmalen zu müssen", so die Jury. Sein "schöpferischer Witz eröffnet dem Menschenwurm, der sich durch das Erdreich der Rede hindurchfrisst, den Raum der Schönheit."

Oswald Egger ist seit Mitte der 1990er Jahre eine fixe Größe in der deutschsprachigen Literatur und Lyrik und hat mit Büchern wie "Herde der Rede", "Nichts, das ist", "Die ganze Zeit" und "Val di Non" einen bedeutenden Beitrag zur modernen Dichtung geleistet. Erschienen sind die Bücher bei Suhrkamp. Seit 2011 ist Egger Inhaber der Professur für Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.

Der österreichische Bundesminister Alexander Schallenberg sagt: "Seit seinem ersten Buch 'Die Erde der Rede' lotet Oswald Egger die poetischen Möglichkeiten im Spannungsfeld von Wahrnehmen, Empfinden, Denken und Sprechen aus. Oswald Eggers Schaffen ist facettenreich und unverwechselbar. Es freut mich daher, dass dieser Sprachkünstler mit dem Ernst-Jandl-Preis für Lyrik 2019 ausgezeichnet wird", so der Minister.

Zum Preis

Der Ernst-Jandl-Preis für Lyrik wurde 2001 vom österreichischen Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur zum Gedenken an den am 9. Juni 2000 verstorbenen Autor und Dichter Ernst Jandl gestiftet. Er wird im Zwei-Jahres-Rhythmus für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Lyrik an eine deutschsprachige Autorin beziehungsweise an einen deutschsprachigen Autor vergeben. Die Auswahl trifft eine fünfköpfige Jury, der neben der langjährigen Lebensgefährtin Ernst Jandls, Friederike Mayröcker, auch Paul Jandl, Alfred Kolleritsch, Thomas Poiss und Klaus Reichert angehören.

Der Preis wird am Samstag, dem 29. Juni, im Rahmen der Ernst-Jandl-Lyriktage in Neuberg an der Mürz (28. bis 30. Juni) verliehen.

Bisherige Preisträger:

  • 2001: Thomas Kling
  • 2003: Felix Philipp Ingold
  • 2005: Michael Donhauser
  • 2007: Paul Wühr
  • 2009: Ferdinand Schmatz
  • 2011: Peter Waterhouse
  • 2013: Elke Erb
  • 2015: Franz Josef Czernin
  • 2017: Monika Rinck