Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

Auszeichnungen für Strigl und Macho

12. Juli 2019
von Börsenblatt
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat zwei weitere Preisträger bekannt gegeben, die am 2. November zusammen mit dem Büchner-Preisträger 2019 Lukas Bärfuss geehrt werden: Daniela Strigl erhält den Merck-Preis, Thomas Macho den Freud-Preis.
Merck-Preis an Daniela Strigl

"Mit ironisch gespitzter Feder"

Die Literaturwissenschaftlerin und Literaturkritikerin Daniela Strigl wird mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2019 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert.

In der Jurybegründung heißt es: "Mit ihren Büchern und Aufsätzen unter anderem zu Theodor Kramer, Marlen Haushofer und Marie von Ebner-Eschenbach hat sich Daniela Strigl einen Namen gemacht als Interpretin, Biographin und Editorin, die sich mit großer Kenntnis und Akribie, mit Scharfsinn und Empathie ihren Autoren widmet. Ihre Lebens- und Werkdarstellung der Ebner-Eschenbach 'Berühmt sein ist nichts' führt exemplarisch vor, was eine Biographie zu leisten vermag. Als Essayistin und Kritikerin schreibt Daniela Strigl mit ironisch gespitzter, niemals jedoch bösartiger Feder, jede ihrer Rezensionen besticht durch Fachwissen und Genauigkeit, macht Lust auf Bücher und ist ein sprachlicher und intellektueller Genuss. Strigl beeindruckt durch die Breite ihres literarischen Horizonts und durch ihre stets wache Zeitgenossenschaft."

Strigl, geboren 1964 in Wien, ist Literaturwissenschaftlerin und Kritikerin. Seit 2007 lehrt sie am Institut für Germanistik der Universität Wien. Als ausgewiesene Kennerin der deutschsprachigen Literatur gehörte sie u.a. der Jury des Ingeborg Bachmann Preises (Klagenfurt), des Deutschen Buchpreises sowie des Preises der Leipziger Buchmesse an.

Strigl ist Autorin zahlreicher Literaturkritiken in überregionalen deutschen und österreichischen Medien, unter anderem in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Zeit, Der Standard, Falter, Die Furche. Zu Ihren Buchveröffentlichungen zählen "'Wahrscheinlich bin ich verrückt ...' Marlen Haushofer – die Biographie" (2009), "'Berühmt sein ist nichts'. Marie von Ebner-Eschenbach. Eine Biographie" (2016), "Alles muss man selber machen. Biographie. Kritik. Essay" (2018).

Daniela Strigl wurde vielfach ausgezeichnet etwa mit dem Österreichischen Staatspreis für Literaturkritik (2001), dem Alfred-Kerr-Preis (2013), dem Berliner Preis für Literaturkritik (2015).

Freud-Preis an Thomas Macho

"Er hat den Kulturwissenschaften zu neuem Glanz verholfen"

Der Kulturwissenschaftler und Philosoph Thomas Macho erhält den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa 2019. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert.

Begründung der Jury: "Thomas Machos weitgespanntes Werk hat den Kulturwissenschaften zu neuem Glanz verholfen. Das thematische Spektrum seiner Bücher und Essays reicht von der Kultur des Todes über das Verhältnis von Mensch und Tier bis hin zu Fragen von Schmerz, Schönheit und Gnosis. Immer wieder hat er neue und überraschende Einsichten in das kulturelle Leben der Moderne gewonnen, die auch auf scheinbar abseitigen Feldern eine hohe Geistesgegenwart sichtbar werden lassen. Dabei gehen seine erzählerischen Fähigkeiten, die sowohl in der grundlegenden Studie zum Suizid in der Moderne wie in kleinen, leicht komponierten Texten zum Ausdruck kommen, nie auf Kosten von theoretischem Einfallsreichtum und begrifflicher Präzision. Die Lektüre der Schriften Thomas Machos ist stets eine außerordentliche intellektuelle Bereicherung."

Macho, geboren am 2. Juli 1952 in Wien, ist Kulturwissenschaftler und Philosoph. Seit 2016 leitet er das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften der Kunstuniversität Linz in Wien. Zuvor, von 1993 bis 2016, war er Professor für Kulturgeschichte am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er auch das interdisziplinäre Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik mitgründete. Thomas Macho ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Minerva-Center for Interdisciplinary Study of the End of Life an der Universität Tel Aviv.

Zu seinen Publikationen zählen: "Das Leben ist ungerecht" (2010), "Vorbilder" (2011), "Schweine. Ein Portrait" (2015), "Das Leben nehmen. Suizid in der Moderne" (2017). Er ist Preisträger der Aby-Warburg-Stiftung Hamburg (2001).

Beide Preise werden zusammen mit dem Georg-Büchner-Preis am 2. November in Darmstadt verliehen.