Interview mit Walter Treppmacher, Buchhandlung Decius

"Der Verkauf war die einzige Möglichkeit"

13. August 2019
von Börsenblatt
Thalia und Schweitzer Fachinformationen übernehmen die zwölf Standorte von Decius in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Börsenblatt Online hat mit Geschäftsführer Walter Treppmacher über die Hintergründe des Verkaufs gesprochen.      

Zu den Vertragsbedingungen dürfen Sie nichts sagen. Stellt Sie die Lösung denn unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zufrieden?
Durchaus, man hat uns einen angemessenen Preis geboten.

Seit wann arbeiten Sie an einer Nachfolgeregelung?
Vor zwei Jahren haben mein Kompagnon Michael Jens und ich begonnen, uns ernsthaft Gedanken zu machen.

Hätte es in ihren Familien einen Kandidaten für die Nachfolge gegeben?
Nein, und das ist auch der Grund dafür, dass wir uns um eine Nachfolgeregelung bemüht haben.

Gab es also keine Alternative zum Verkauf?
Zum Verkauf nicht. Wie wollen Sie das in dieser Größenordnung auch regeln? Das wäre sehr schwierig.

Bei der Suche nach einer Nachfolgelösung spielte offensichtlich die Altersgrenze eine Rolle ...
Natürlich. Nächstes Jahr, wenn wir ausscheiden, werde ich 62. Da muss man sich wirklich Gedanken darüber machen, wie es weitergehen soll.

Sind Sie auf Thalia und Schweitzer zugegangen?
Das ist eine längere Geschichte. Über einen alten Freund, der bei Schweitzer Fachinformationen arbeitet, ist das gestartet worden. Und aufgrund der Partnerschaft, die es zwischen Schweitzer und Thalia im Rechnungsgeschäft gibt, hat Philipp Neie Thalia angesprochen, und so kam es zu einem Gesprächstermin mit Thalia.

War das Angebot von Thalia und Schweitzer somit das einzige, das auf dem Tisch lag, oder gab es noch andere?
Wir hatten zuvor schon einmal in der Branche sondiert, aber es hätte keine Lösung gegeben, die alle Standorte erhalten hätte. Decius ist eine der wenigen Buchhandlungen, die so aufgestellt sind: mit einem großen Anteil Rechnungsgeschäft, mit Firmenkundengeschäft und den Filialen. Deswegen bräuchten Sie einen Käufer, der ähnlich ausgerichtet ist und in beiden Bereichen ähnliche Erfahrungen hat. Für einen kleineren wäre es schwierig, so etwas zu managen.

Zu Hugendubel, die ebenfalls allgemeines Sortiment und Fachbuch unter ihrem Dach haben, gab es keinen Kontakt.
Nein.

Erschien Ihnen also eine Übernahme durch Thalia und Schweitzer als einzige Möglichkeit, die Zukunft der Buchhandlung langfristig zu sichern?
Im Prinzip ja, eben deshalb, weil die Bereitschaft da war, alle Filialen und die meisten Mitarbeiter zu übernehmen. In der Zentrale in Hannover entfallen zwölf Arbeitsplätze in Buchhaltung, Wareneinkauf, Vertrieb und Werbung. Andere Lösungen wären für die Mitarbeiter aber erheblich schwieriger geworden.

Wie stark und profitabel war das Rechnungsgeschäft zuletzt?
Wir sind eine gesunde Firma und entsprechend attraktiv. Das Rechnungsgeschäft ist durchaus profitabel, aber Schweitzer hat mehr technisches Know-how, was die Einbindung von Einkaufsplattformen im B-to-B-Geschäft angeht. Mein Kompagnon hat einmal gesagt: "Wir sind zu groß, um klein zu sein. Und zu klein, um groß zu sein."

Sind die Universitäten in Göttingen und Magdeburg wichtige Rechnungskunden?
In Göttingen ja, in Magdeburg weniger.

Wie viel Prozent des Umsatzes haben Sie mit dem Rechnungsgeschäft gemacht?
Etwa 30 Prozent.

Ist die Freigabe des Zusammenschlusses durch das Bundeskartellamt reine Formsache?
Wir warten die Entscheidung der Kartellbehörde in Ruhe ab.