Die Sonntagsfrage

"Macht die BuchschrankFinder-App noch Freude, Herr Zeising?"

14. August 2019
von Börsenblatt
Vor zwei Jahren hat der Informatiker und Buchblogger Tobias Zeising die App BuchschrankFinder ins Netz gestellt. Gibt es noch Nachfrage? Wie hat sich die App entwickelt? Und wie aufwändig ist überhaupt die Pflege? Zeising, der auch selbst einen Büchertauschschrank betreibt, beantwortet die Sonntagsfrage.

Seit mehr als zwei Jahren ist die BuchschrankFinder App nun online und hat sich hinsichtlich ihrer Funktionalität nicht verändert. Nach dem Start der App wird der Benutzer verortet und sieht auf einer Karte alle öffentlichen Büchertauschschränke in seiner Umgebung. Nutzer können neue Bücherschränke hinzufügen, die Informationen zu bestehenden Angeboten ändern oder nicht mehr vorhandene Büchertauschschränke entfernen. Etwas, das auch rege gemacht wird. Die Android App hat eine relativ konstante Nutzerbasis von 2.000 Installationen und ist mit einer fünf Sterne-Bewertung und von dem Feedback der Nutzer her sehr beliebt.

Die App verzeichnet 3.500 Büchtauschschränke

Kurz nach dem Start der App waren 1.800 Bücherschränke verzeichnet. Mittlerweile sind es knapp 3.500 Bücherschränke. Die Web-Version der Karte auf Lesestunden.de hat seit dem Start über 50.000 Seitenaufrufe. Ausgehend von diesen Zahlen ist das ein ganz schönes Ergebnis und spricht durchaus für Interesse, zeigt aber auch, dass es keine Anwendung für die großen Massen ist und sich, in der digitalen Welt, eher um ein Nischenthema handelt. Aber das ist auch nachvollziehbar, wer einmal die Bücherschränke in seiner Gegend gecheckt hat, wird eher selten erneut in der App nach neuen Schränken fahnden. Das schlägt sich auch in den Installationen nieder. Mehr als 5.000 Benutzer haben die App nur kurz installiert und dann wieder gelöscht.

Wie jede Software braucht auch die BuchschrankFinder-App natürlich immer wieder Pflege. Zweimal im Jahr aktualisiere ich die Anwendung, denn in der Android Welt ist immer sehr viel Bewegung. Da ist es immer wieder erforderlich auf die neuesten Programmier-Bibliotheken zu aktualisieren und neue Richtlinien und Vorgaben von Google umzusetzen und einzuhalten. Und natürlich war die DSGVO ein Thema und die App enthält tatsächlich nur das Nötigste und hat keinerlei Tracking eingebaut. Durch den Einbezug der Nutzer für die Pflege des Datenbestandes ist der Aufwand für den Betrieb der App aber tatsächlich eher gering. Und auch der Funktionsumfang ist sehr klar und so kommt es nur sehr selten zu Nachfragen oder Problemen. Kurz nach dem Start hat sich auch ein iOS Entwickler bei mir gemeldet und eine App für das iPhone entwickelt, die seitdem zur Verfügung steht und ebenfalls gut gepflegt wird.

Unser eigenes Bücherschränkchen wird gut angenommen

Etwa zeitgleich mit der App haben wir unseren Büchertauschschrank gestartet, der direkt vor unserem Haus steht. Dieser wurde sehr schnell sehr gut angenommen und ist seitdem sehr gut etabliert. Ich bin überrascht, was für ein starker Wechsel an Bücher dort stattfindet. Es ist ein stetes Kommen und Gehen und man sieht wirklich sehr oft jemand am Schränkchen stehen. Für mich selbst ziehe ich eher selten ein Buch aus dem Schränkchen. Ich bin einfach zu zimperlich in der Auswahl meiner Lektüre und auch zu anspruchsvoll an die bibliophile Ausstattung. Aber ich habe schon so einige Bücher auf diesem Wege auf Reisen geschickt.

Als Resumé nach zwei Jahren Buchschrank und BuchschrankFinder App würde ich sagen, dass dieses Konzept durchaus etabliert ist und seinen festen Platz in Deutschland hat. Der Wachstum an Bücherschränke innerhalb der zwei Jahre spricht dafür, dass Büchertauschschränke sehr beliebt sind und das spiegelt sich auch bei unserem Bücherschränkchen wieder.

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