Schriftsteller starb mit 86 Jahren

György Konrád ist tot

16. September 2019
von Börsenblatt

Der ungarische Schriftsteller György Konrád ist am vergangenen Freitag im Alter von 86 Jahren in Budapest gestorben, wie mehrere Medien berichten.

Der am 2. April 1933 in der Nähe von Debrecen geborene György Konrád war Sohn einer jüdischen Familie und entging 1944 nur knapp der Verhaftung durch Nationalsozialisten und ungarische Pfeilkreuzler, die ihn ins Konzentrationslager Auschwitz deportieren wollten.

Konrád floh mit seinen Geschwistern zu Verwandten nach Budapest und lebte dort in einer Wohnung unter schweizerischem Schutz. Die Ereignisse dieser Zeit beschrieb er in den Büchern "Heimkehr" und "Glück". Nach dem Studium der Literaturwissenschaft, Soziologie und Psychologie arbeitete er von 1959 bis 1965 als Jugendschutzinspektor für eine Vormundschaftsbehörde und publizierte nebenbei erste Essays.

Sein Romandebüt "Der Besucher" veröffentlichte er 1969. Seit dem Erfolg des Erstlingswerkes konzentrierte er sich auf die literarische Arbeit. In seinen Essays plädierte er für ein friedliches Mitteleuropa, das die Grenzen zwischen Ost und West überwinden solle. Als Demokrat und Dissident zählte er neben Václav Havel, Adam Michnik, Milan Kundera oder Pavel Kohout zu den wichtigsten Stimmen vor 1989. Weil er zwischen 1978 und 1988 nicht publizieren durfte, reiste er durch Westeuropa, Amerika und Australien. Das Publikationsverbot wurde erst 1989 aufgehoben. (Biographische Informationen laut Autoreneintrag auf der Website seines deutschen Verlags Suhrkamp.)

Von 1997 bis 2003 war Konrád zudem Präsident der Berliner Akademie der Künste.