Eindeutige Identifikationsnummer für Urheber

MVB vergibt ISNI

17. Oktober 2019
von Börsenblatt
Der Frankfurter Technologie- und Informationsanbieter MVB übernimmt ab dem 1. Januar 2020 die Aufgaben einer Registrierungsagentur für den International Standard Name Identifier (ISNI) in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Einen entsprechenden Vertrag haben MVB-Geschäftsführer Ronald Schild und Michael Healy, Vorsitzender der internationalen ISNI-Agentur mit Sitz in London und Executive Director (International Relations) beim Copyright Clearance Center, heute auf der Frankfurter Buchmesse unterzeichnet, meldet MVB. Der International Standard Name Identifier (ISNI) dient der weltweit eindeutigen Identifizierung von Urhebern und allen Akteuren, die an der Veröffentlichung eines Werkes beteiligt sind.

  • Das neue Standardisierungsangebot baut MVB im ersten Halbjahr 2020 auf.
  • Im ersten Schritt erhalten alle Urheberangaben im Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) automatisch eine ISNI, insofern die Deutsche Nationalbibliothek den Urheber eindeutig identifiziert hat. Dies unterstützt Verlage bei der Zuordnung bereits existierender Nummern.
  • Im zweiten Schritt können VLB-Verlage neue ISNIs für die Urheber ihrer Werke kostenfrei und direkt aus dem VLB heraus registrieren.
  • Händler erhalten in den VLB-Daten bereits heute von Verlagen gemeldete ISNIs.
  • Mit der automatischen Einspielung und der Möglichkeit neue Urheber zu registrieren, wird sich die Zahl an Titeln mit eindeutiger Urheberzuordnung in kürzester Zeit enorm vergrößern.
  • Die Nutzung von ISNI in den angeschlossenen Systemen VLB-TIX und Metabooks ist ebenfalls geplant.

Weitere Informationen unter: www.german-isni.de

Der ISNI-Standard

Die 16-stellige ISNI ist ein internationaler, ISO-zertifizierter Standard. Millionen von Personen auf der ganzen Welt, die schöpferisch tätig sind, lassen sich mit ihrer Hilfe eindeutig in ihrer jeweiligen Funktion identifizieren – so wie die Internationale Standardbuchnummer (ISBN) ein Werk in genau einer spezifischen Ausgabeform bezeichnet.

  • Dabei kann eine Person mehreren ISNIs zugeschrieben sein, zum Beispiel, weil ein Pseudonym eine eigene Identität im Sinn des Standards darstellt.
  • Die spartenübergreifende Identifikationsnummer wird nicht nur an Autoren und Herausgeber vergeben, sondern auch an Wissenschaftler, Erfinder, Künstler, Grafiker, Interpreten, Produzenten, Verleger, Übersetzer, Aggregatoren u. v. m.
  • Neben natürlichen Personen können auch Organisationen und Körperschaften eine ISNI erhalten.
  • Mit dem ISNI-Datensatz lassen sich ergänzende Informationen wie etwa Namensvarianten, Geburts- und Sterbedaten oder Titel an zentraler Stelle pflegen. Somit können auch gleichnamige Urheber bei der Suche und Anzeige eindeutig unterschieden und die von ihnen erstellten Werke korrekt zugeordnet werden.

Die digitale Visitenkarte für Urheber

"Mit der großflächigen Nutzung des ISNI-Standards schaffen wir die Voraussetzung für weitere Vermarktungsmöglichkeiten unserer Branche", so MVB-Geschäftsführer Ronald Schild. "Denn mit seiner Hilfe lassen sich Urheber mittelfristig noch besser als Marke inszenieren. So präsentieren ISNI-basierte Autorenseiten dann sämtliche Veröffentlichungen eines Urhebers auf einen Blick, liefern einheitliche, aktuelle Zusatzinformationen und bilden einen zusätzlichen Sucheinstieg für Buchkäufer. Perspektivisch bildet ISNI auch die Grundlage für so genannte Linked-Data- und Semantic-Web-Anwendungen, die zukünftig die Orientierung im immer vielfältigeren Angebot des Buchmarkts gewährleisten und neue Angebote ermöglichen."

Michael Healy, Vorsitzender der internationalen ISNI-Agentur, sagt: "Mit MVB können wir einen kompetenten Partner für den weiteren Ausbau des ISNI-Standards in unseren immer größer werdenden Reihen begrüßen. Das Team in Frankfurt ist als nationale ISBN-Agentur sehr erfahren in der Umsetzung internationaler Standards und hat auch bei der Etablierung der Thema-Klassifikation in Deutschland, Österreich und Schweiz sowie in Brasilien sehr gute Arbeit geleistet. Deshalb freuen wir uns sehr auf die Zusammenarbeit."

Zahlen und Fakten

ISNI ist ein Metastandard, der bestehende Identifikator-Systeme vernetzt und so besser handhabbar macht. In der ISNI-Datenbank fließen derzeit Personennormdaten aus 52 Quellen zusammen, unter anderem aus großen Nationalbibliotheken und Bibliotheksverbünden. Dazu gehört auch die Gemeinsame Normdatei (GND), die von der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) und ihren Partnern geführt wird. 2012 wurde der ISNI-Standard eingeführt. Aktuell sind bereits mehr als 10,7 Millionen ISNIs vergeben. Davon beziehen sich mehr als 9,8 Millionen Einträge auf natürliche Personen – darunter fast 2,9 Millionen Wissenschaftler – und mehr als 890.000 auf Organisationen. Weitere nationale Registrierungsagenturen gibt es unter anderem in Frankreich, Spanien, Russland, Südkorea und den USA. Auf der Website der ISNI International Agency können alle ISNI-Einträge recherchiert werden: www.isni.org