Wegen Insolvenzverschleppung

Crailsheimer Buchhändler Baier verurteilt

23. Oktober 2019
von Börsenblatt
Das Schöffengericht des Amtsgerichts Crailsheim hat am 18. Oktober den wegen Insolvenzverschleppung und Veruntreuung angeklagten Buchhändler Robert Baier in Crailsheim zu knapp zwei Jahren Haft verurteilt.

Da die Strafe für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wird, muss der wegen insgesamt 189 Straftaten angeklagte Baier 360 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten und die der Buchhandlung entnommene Summe von 85.000 Euro zurückzahlen.  

Baier (52) habe "den Betrieb voll an die Wand gefahren", zitiert die "Südwest Presse" Oberstaatsanwalt Peter Humburger. Bereits im Januar 2014 wurden Konten gepfändet, eine Bank kündigte einen Kredit in Höhe einer halben Million Euro, ab März 2014 war die Traditionsbuchhandlung an der Crailsheimer Karlstraße zahlungsunfähig, Sozialversicherungsbeiträge für die Angestellten wurden nicht mehr gezahlt. Ab 2015 wurden keine Lieferanten mehr und nur noch an wenige Angestellte Löhne gezahlt. Trotzdem stellte Baier noch im Mai 2015 eine neue Mitarbeiterin ein: Anstellungsbetrug. "Robert Baier brauchte Menschen, die weiterarbeiteten", so der Staatsanwalt im Bericht der "Südwest Presse".

Baiers Vater Siegfried Baier (88), der die Mitarbeiter im Gerichtssaal weinend um Verzeihung gebeten hatte, hatte sich 2006 aus dem Geschäft zurückgezogen, sich aber nicht aus dem Handelsregister austragen lassen und war deshalb ebenfalls noch als Geschäftsführer geführt. Als er sich im Herbst 2015 einen Überblick verschaffte und die Schulden auf 1,3 Millionen Euro beziffern konnte, stellte er einen Insolvenzantrag. Er wurde zu einer Verwarnung mit Strafvorbehalt verurteilt: Sein Lebenswerk sei zerstört, urteilte das Gericht. Siegfried Baier hatte den Buchladen mit starkem Schulbuchgeschäft 1952 von seiner Mutter übernommen.