Tag der Verlage an der Leipziger HTWK

Queere Köpfe

8. November 2019
von Nils Kahlefendt
Frischer Wind: Nach 25 Jahren löst "Heroes of Publishing – Tag der Verlage" den nicht mehr ganz zeitgemäßen "Kleinverlegertag" ab. Zum Neustart widmeten sich die Studierenden den Indies aus der LGBTQ+-Community.

Über 25 Jahre haben Studierenden des Studiengangs Buchhandel/Verlagswirtschaft der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) in Kooperation mit dem Börsenverein ihren "Kleinverlegertag" organisiert. Eine Bezeichnung, die zunehmend nicht mehr in die Zeit passte. Was sagt sie aus, woran misst sie sich? Wäre die Unterscheidung in "Grob- und Feinverleger", wie sie Ekkehard Faude (Libelle) schon vor mehr als einem Vierteljahrhundert vornahm, nicht zielführender? Nun jedenfalls ist es passiert, der "Kleinverlegertag" ist passé – im 26. Jahr firmiert die Branchendiskussion an der HTWK als "Heroes of Publishing – Tag der Verlage". Lothar Sand vom Börsenverein findet den runderneuerten Reihentitel super: "Wenn man substanziell was zu bieten hat, darf man auch mal die Klappe aufmachen!"

Zu bieten hatten die Leipziger vor allem ein ziemlich zeitgeistiges und brisantes Thema, das dem frisch renovierten Rahmen durchaus angemessen war: Unter dem Titel "Stolz ohne Vorurteil: Einblick in die Arbeit queerer Verlage" waren Branchenvertreter*innen aus Frankfurt und Berlin eingeladen, sich und ihre Herzensprojekte vorzustellen. "Das Thema 'queere Lebensstile und Kulturen' ist für viele Zielgruppen der Verlage aktuell sehr relevant, und die Verlage reagieren darauf. Gleichzeitig geht es für sie um Markterfolg und Absatz. Wie das zusammenpasst, wollen wir beim Tag der Verlage diskutieren", so Heiko Hartmann, Professor im Studiengang.  

Der Nachwuchs hat der Buchbranche etwas zu geben

Die eingeladenen "Heroes" waren Marc Lippuner (Querverlag, Berlin), Paul Tews und Karin Zwiesler (Main Verlag, Frankfurt/Main) sowie Sewastos Sampsounis (Größenwahn Verlag, Frankfurt/Main). Das Spektrum reichte damit von Deutschlands erstem lesbisch-schwulen Buchverlag“ (Quer) bis zum noch relativ jungen Main Verlag, der sich seit 2013 um queere Literatur und Fantastik kümmert.  

Dass der runderneuerte Indie-Aufgalopp an der HTWK Potenzial hat, davon ist Lothar Sand, der in Frankfurt auch die IG kleinerer unabhängiger Verlage im Börsenverein vertritt, fest überzeugt. "Glauben Sie nicht, nur weil Sie jung sind, hätten Sie der Buchbranche nichts zu geben", ermunterte Sand das voll besetzte Auditorium. "Das Gegenteil ist der Fall!"