Lokales Einkaufen

Wegwerf-Wahnsinn retournierter Ware

3. Dezember 2019
von Börsenblatt
Lokal statt online kaufen: Nicht für die Umwelt, auch für uns Menschen und unsere soziale Gemeinschaft. Das meint Anne Rinklake von der Buchhandlung im Alten Rathaus im niedersächsischen Damme

Es ist wieder soweit: Das Weihnachtsgeschäft geht los! Und schon überschlagen sich Meldungen und Zeitungsartikel mit Erwartungen an neue Umsatz-Rekorde. Aber nicht nur der Einzelhandel, vor allem der Internet-Handel setzt auf gute Abverkäufe und meldet schon mal vorab ein riesengroßes Plus. Weil doch alles so einfach zu haben ist. Mit nur einem Klick. Einfach, schnell und bequem. Nur ein Klick. Und wenn’s nicht gefällt? Wieder nur ein Klick. Und schon ist die Retoure auf dem Weg zurück.

Wen kümmert dabei schon der Wegwerf-Wahnsinn retournierter Ware samt ihrer Verpackungen? Was scheren  uns die Online-Müllhalden, die dadurch tonnenweise unsere Umwelt belasten? Vier Millionen Tonnen Müll pro Jahr. Und tausende von Lkws auf unseren Straßen … Was soll‘s, der Kunde ist doch schließlich König, auch in der Welt der Klicks. Und wie schön es ist, wenn es an der Wohnungstür klingelt, wenn das Paket da ist, wenn es dann ausgepackt werden kann! Dann ist vorab schon Weihnachten. Tag für Tag. Da strahlen die kleinen Kinderaugen in der infamen Werbung von Amazon & Co. Einfach zauberhaft!

Aber, es ist eben nicht das Christkind und auch nicht der Weihnachtsmann, auch nicht Oma oder Mama, die das Geschenk von Herzen geben. Es ist ein gestresster Paketbote, immer öfter aus Osteuropa, Fernost oder Afrika, der auf seiner Tour von Tür zu Tür gehetzt die Pakete ausliefern muss. Immer mehr und immer schneller, time is money! Ausgebeutet und zum Hungerlohn. Und auch die Stadt vor Ort wird dadurch ausgebeutet und geht bei diesem Online-Wahnsinn leer aus. Von welchen Steuern sollen Kindergärten, Sport- und Spielplätze, Straßen und Gehwege finanziert werden? Was passiert mit unseren Innenstädten, wenn Shopping immer mehr online global vonstattengeht? Wenn  die Geschäfte, der Einzelhandel, dicht machen muss, da die Menschen immer öfter online shoppen und damit auch die notwendigen kommunalen Steuern für uns alle verbrennen lassen? Wenn sich die Innenstädte immer mehr entvölkern und nur noch die Fassaden leerer Geschäfte trostlos dastehen? Ohne Lichterglanz - und ja, auch ohne Weihnachtsterne? Da strahlen dann bestimmt keine Kinderaugen mehr.

Was bleibt ist eine verdreckte Umwelt und traurige Menschen. Aber die Erwachsenen haben ja dann genug zu schaffen mit ihren Online-Paketen. Online-Shopping for future - ein krasser Umwelt-Irrsinn. Wir alle  kennen die Gefahr, die von einem Klimawandel ausgeht, wir alle wollen in einer sauberen Umwelt leben und diese auch den Kindern hinterlassen, aber wir verhalten uns nicht so. Wir klicken uns durch die bunte Online-Welt, als ginge uns das alles gar nichts an und produzieren dabei selber Umweltschmutz, Stickoxide, Umweltschäden, die bei der Produktion der ganzen Verpackungsmaterialien verursacht werden.  Abertausende Lkw rollen täglich von A nach B, um einen Teil der Ware wiederum von B nach A zurück zu bringen und stoßen dabei Tonnen CO2 aus. Welcher Irrsinn!

Lokal statt online global, Shopping von Mensch zu Mensch, das ist nachhaltig gut. Nicht nur für die Umwelt, auch für uns Menschen und unsere soziale Gemeinschaft. Lokal statt online global - davon profitieren letztlich wir alle. Und die Kinderaugen können wirklich strahlen - nicht nur zum Fest oder in der Werbung.      

 

Zuerst erschienen in der Oldenburgischen Zeitung am 28. November 2019