Sicher kommt es vor, dass man Konditionen im Miteinander ab und zu überdenken muss. Da kann die Insolvenz eines großen Geschäftspartners etwa die Kalkulation des Verlages durcheinanderwürfeln, die geplante Geschäftserwartung außerplanmäßig kippen und Nachjustierungen, die auch meine Kunden betreffen, erforderlich machen. Oder eine Buchhandlung engagiert sich mit hohen Kosten und außerordentlich über längere Zeit einen Partnerverlag nach vorne zu bringen und die Anerkennung dieser Bemühungen zu Lasten anderer Aktivitäten muss sich auch in Konditionen niederschlagen. Weil es richtig ist!
Das Schreiben „Sehr geehrte … müssen wir leider ab dem 1.1.2020 Ihren bisherigen Rabatt von .. % auf unsere Schulbücher und Lehrerhandbücher auf .. % senken. Die stetig steigenden Produktionskosten lassen uns leider keine andere Wahl.“, wie jüngst vom Claudius Verlag ergangen, hat da andere Qualität. Es passt in die gleiche Kategorie, wie das Ansinnen nach Renovierungskostenzuschuss zur Rolltreppe, die Einforderung von pauschalen Werbekostenzuschüssen, wenn man als Verlag gelistet bleiben möchte oder die Aufforderung zur kostenfreien Belieferung in das benachbarte Ausland von der anderen Seite des Tisches. Oder auch der teilweise Umgang mit Autoren- und Übersetzerhonoraren oder der gezielt gesteuerten Protektion von Bestsellerlisten, verbunden mit einzig auf den Volumenumsatz abzielenden Verkaufskanälen weniger, plakativer Titel in den Nebenmärkten. Weil ich es kann!
Wer die Buchpreisbindung einfordert, der muss sie auch leben. Die Ermächtigung durch den Gesetzgeber, nach der Verlage einseitig auch die Preise und möglichen Verdienstspannen festlegen sind nicht nur ein seltenes Privileg, sondern auch eine Verpflichtung im Innenverhältnis der Buchbranche. Wer das verkennt, nach Gutsherrenart verfährt, der versündigt sich an der Idee der Buchpreisbindung. Wer im Binnenbereich der Preisbindung seine Mächtigkeit ohne die Betrachtung vom Ende her ausspielt, der sollte dies in einem durch die reine Lehre der Marktwirtschaft geprägten Umfeld tun. In der Welt der Discounter und Baumärkte, wo einzig Größe zählt, hat das schützenswerte Kulturgut kein Biotop.
Wo aus dem „weil es richtig ist“ ein ausschließliches „weil ich es kann“ wird, hat die Buchpreisbindung jedwede Berechtigung verloren. Wir können die nach außen immerwährend betonte Notwendigkeit der Preisbindung auch im Innerverhältnis der Branche töten. Und darüber sollten wir reden – meine Meinung.
Update vom 9.12.2019
Claudius-Verriebsleiterin Heide Warkentin antwortet auf Thees Wullkopf: "Große Anstrengungen sind nötig"
Entweder gleiche Einkauspreise für alle. Oder.
Die Buchpreisbindung ist nicht nur nach innen bereits längst erodiert und komplett kaputt, sondern macht auch nach außen keinen Sinn. Für "blöde und geistlose" Unterhaltungselektronik wird gerne mal 250 EUR ausgegeben, aber bei Buchpreisen um die 30 Euro motzen die Käufer schon, wie "teuer" das ist. Ergebnis einer seit Jahren verfehlten Preispolitik "dank" Buchpreisbindung!!!
Und apropos: Was macht eigentlich die Entscheidung für die Versandkosten des Buches bei DHL/Post?!?! Da war eine Beschwerde eingelegt worden, und bis Jahresende müsste die Post ihre Preise korrigieren ... doch man hört nichts. Auch so eine "Lüge" in Sachen Buchpreisbindung.
Schon im zweiten Posting das Kundenbashing. Statt sich einfach mal um ihn zu kümmern.
Warum über Buchpreisbindung sprechen, wenn Ihr Problem eigentlich Werbekostenzuschuss heißt? Vielleicht sollten Sie darüber verhandeln und nicht denen die Wertschätzung versagen, die Ihr Produkt erst möglich machen.