Sonntagsfrage mit Tanja Graf zum Vera Doppelfeld Preis

"Gibt es nicht schon genug Literaturpreise, Frau Graf?"

6. Dezember 2019
von Börsenblatt
1130 Literaturpreise gibt es in Deutschland, darunter viele für Debütanten. Ab 2020 ist auch das Literaturhaus München bei den Preisstiftern dabei: Zusammen mit der Doppelfeld Stiftung und der BMW Group vergibt das Literaturhaus dann den Vera Doppelfeld Preis für Debütanten. Warum? Das beantwortet Literaturhausleiterin Tanja Graf in der Sonntagsfrage.

Das Feuilleton mag die Preisflut beklagen – aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Autor*innen und Verlage unglücklich sind über die Förderung ihrer literarischen Debüts. Ganz im Gegenteil! Davon kann es doch nicht genug geben. Gerade weil Verlage mehr denn je auf Debüts setzen und die Aufmerksamkeit für jedes Buch umkämpft ist, ist ein klassischer Preis nach wie vor ein wichtiges Marketinginstrument.

Und außerdem: Es ist toll, dass dieser neue Literaturpreis im Literaturhaus München verankert ist und hier verliehen wird. Das ergänzt unser jahrelanges, vielfältiges Engagement in Sachen Autorenförderung und bringt besonderen Glanz.

Das zweite Buch ist bekanntlich das schwerste

Welche Funktion der Vera Doppelfeld Preis erfüllen soll? Den meisten Autor*innen geht es doch so: Sie sind glücklich über die Publikation ihres Debüts, aber danach geht es erst richtig los: Das zweite Buch ist bekanntlich das schwerste. Der Preis soll die Entscheidung erleichtern, den Weg weiterzugehen. Die Doppelfeld Stiftung engagiert sich bereits sehr erfolgreich und nachhaltig für Talente in der klassischen Musik (Junges Opernstudio München) und im sozialen Bereich. Als Germanistin und leidenschaftliche Leserin wollte Vera Doppelfeld nun auch die Literatur unterstützen.

Für München ist der Preis ein wichtiges Zeichen: die Bedeutung von Literatur wird von denjenigen anerkannt, die für den Wohlstand der Stadt stehen. Auch deshalb haben wir uns natürlich sehr gefreut, als diese beiden bedeutenden Münchner Kulturstiftungen an uns herangetreten sind.

Wir haben bereits am Tag der Pressemitteilung die ersten Einsendungen bekommen. Einsendeschluss ist der 20. Januar – bisher erwarten wir vor allem noch spannende Titel des kommenden Frühjahrs. Die Resonanz der Verlage war prompt und durchwegs sehr positiv. Viele freuen sich, dass ihre wichtigen neuen Stimmen aus dem Jahr 2019 noch eine attraktive Chance bekommen. Denn berücksichtigt werden Neuerscheinungen von 1. August 2019 bis 31. Juli 2020.