Litprom-Literaturtage in Frankfurt

"Mehrfache Realitäten"

16. Januar 2020
von Börsenblatt
Am 24. und 25. Januar laden die Litprom-Literaturtage 2020 ins Frankfurter Literaturhaus ein. Das Motto lautet: "Migration − Literaturen ohne festen Wohnsitz". Auf einer Pressekonferenz erläuterten Litprom-Geschäftsführerin Anita Djafari und Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, das Programm.

"Es gibt viele Autorinnen und Autoren, die zwischen den Welten schreiben", so Litprom-Geschäftsführerin Anita Djafari, die globalen Wanderbewegungen, die es schon immer gab, nähmen deutlich zu. Insofern lag es auf der Hand, Migration zum Thema der Litprom-Literaturtage 2020 zu machen − Literaten des globalen Südens mit Wander-Biografien nach Frankfurt zu holen. Zudem versuche man, bei den Literaturtagen jeweils den Ehrengast der Frankfurter Buchmesse einzubinden − in diesem Jahr ist das Kanada, ein typisches Einwanderungsland. Kanada hatte schon vor zwei Jahren Litprom deswegen kontaktiert, unterstützt jetzt die Literaturtage und schickt zwei Autorinnen (Carmen Aguirre, Sharon Bala) und einen Autor (Rawi Hage) mit Migrationserfahrung nach Frankfurt − ein schöner Auftakt für das Gastland.

Messedirektor Juergen Boos lobte die Literaturtage als "tollstes Literaturfest überhaupt in Deutschland, weil ein Workshop-Tag mit dabei ist". Bei den vier Werkstattgesprächen habe man die Möglichkeit, die Autorinnen und Autoren näher kennenzulernen, diesen persönlich zu begegnen. "Grenzgängertum führt zu mehrfachen Realitäten", so Boos mit Blick auf die Wanderbewegungen, der sich somit "auf spannende Literaturtage" im Literaturhaus Frankfurt freut. Ähnlich wie Litprom, die vor 40 Jahren auf Initiative der Buchmesse gegründet wurde, um Literatur aus dem globalen Süden hierzulande sichtbarer zu machen, wolle auch die Buchmesse Menschen aus der ganzen Welt zusammenbringen. Boos wies darauf hin, dass auch der Botschafter Kanadas zu Gast sein wird. 

Die Kosten für die Literaturtage, die seit etlichen Jahren stattfinden, bezifferte Anita Djafari auf rund 50.000 Euro, die mit Hilfe zahlreicher Unterstützer − vom Auswärtigen Amt bis zur Buchmesse und in diesem Jahr: Kanada − zusammengetragen werden. Und das Literaturhaus sei der "ideale Ort" für die Veranstaltung. Einen Büchertisch organisiert die Büchergilde Gutenberg.

Auf folgende Autorinnen und Autoren, auch aus Deutschland, können sich Besucher freuen: Yoko Tawada, Carmen Aguirre, Tomer Gardi, Eduardo Halfon, Lesley Nneka Arimah, Pedro Kadivar, Nacha Vollenweider, Rawi Hage, Sharon Bala und Youssouf Amine Elalamy.

Die Argentinierin Nacha Vollenweider, die 2017 die Graphic Novel "Fußnoten" (Avant) über ihre Zeit in Hamburg veröffentlicht hat, wird live zeichnen. Und in der Arte-Filmvorführung ist die Dokumentation "Exil Deutschland − Abschied von der Türkei" von Can Dündar und Katja Deiß zu sehen.

  • Das komplette Programm der Literaturtage finden Sie hier.

Zum Thema Autorinnen und Autoren mit Migrationserfahrung lesen Sie auch Anita Djafaris Beitrag "Grenzgänge durch Raum und Zeit" auf Börsenblatt Online. Dort porträtiert sie etwa Eduardo Halfon (USA / Guatemala) mit seiner wechselhaften Biografie. "Halfon ist eine Art Prototyp für viele andere, die wir zu den Literaturtagen eingeladen haben", erklärte Djafari auf der Pressekonferenz. Dabei gehe es auch um die Begriffe "Heimat" und "Herkunft" sowie das Konzept der Nationalliteratur.