Anschlag in Hanau

"Wirklich fertigwerden kann man damit nicht"

26. Februar 2020
von Börsenblatt
Wie geht der Hanauer Buchhändler Dieter Dausien mit dem Terroranschlag in seiner Heimatstadt um? Was bedeutet der Vorfall für den Buchladen am Freiheitsplatz?

Der Mordanschlag in Ihrer Stadt Hanau am 19. Februar hat zehn Menschenleben gefordert. Wie werden Sie persönlich damit fertig?
Wirklich fertigwerden kann man damit nicht. Hanau ist so groß nicht, alles ist sehr präsent: die Blumen und Grablichter, die vielen Journalisten und Kamerateams, man kann dem gar nicht ausweichen, und ich will das auch nicht. Es gibt kaum einen Moment, in dem man nicht daran denkt.

Geht Hanau Ihrer Meinung nach angemessen mit dem Attentat um?
Absolut. "Die Opfer waren keine Fremden, sondern Hanauer", sagt unser Oberbürgermeister Claus Kaminsky, der sich sehr deutlich gegen Rassismus und hinter die Famlien der Opfer stellt.

Gibt es in der Buchhandlung Gesprächsbedarf?
Natürlich, untereinander ebenso wie mit Kunden. Wo findet eine Mahnwache statt, wann gibt es welche Demo? Es geht viel um den Austausch von Informa­tionen. Dafür haben wir gleich unseren Newsletter genutzt, der donnerstags versendet wird.

Haben Sie auf die Mordanschläge mit einem besonderen Buch­angebot reagiert?
Rechtsradikalismus ist sowieso Bestandteil unseres Sortiments, wir haben diese Titel jetzt etwas in den Fokus gerückt. In diesen Tagen geht es eher darum, Flagge zu zeigen – das haben wir mit einem Plakat am Baum vor unserer Buchhandlung getan.