Wortmeldungen-Literaturpreis

35.000 Euro für Kathrin Röggla

27. Februar 2020
von Börsenblatt
Für ihrem literarischen Essay "Bauernkriegspanorama" wird die Schriftstellerin Kathrin Röggla mit dem Wortmeldungen-Literaturpreis 2020 ausgezeichnet. Der Preis wir am 16. Mai in Frankfurt am Main überreicht.

Der mit 35.000 Euro dotierte Preis wird zum dritten Mal verliehen. In der Jury-Begründung heißt es: "Kathrin Röggla gelingt es auf so kluge wie leidenschaftliche Weise, ein Bild der deutschen Gegenwart zu zeichnen: die Bewegung nach rechts als Rückwärtsgang, die Grundierung durch Hetze und Menschenhass, das falsche Pathos, das aus der Vergangenheit herüberstrahlt, die Ironie als hilflose Pose, die Leerstellen und blinden Flecken unserer Wahrnehmung. Der Text setzt die Unübersichtlichkeiten und Verwerfungen unserer Zeit kongenial in literarische Bilder um. Er ist schon deswegen ein Wagnis, weil er versucht, die vielen widerstrebenden Entwicklungen als eine Gesamtheit abzubilden."

In ihrem literarischen Essay "Bauernkriegspanorama" spreche Röggla vielfältige Aspekte der aktuellen gesellschaftlichen Lage in Deutschland an, so die Presseinformation weiter, die vor dem Hintergrund der politischen Auseinandersetzungen um die thüringische Landtagswahl umso brisanter wirkten: Rechtspopulismus, soziale Spaltung, Stadt-Land-Gefälle würden anhand des Bauernkriegspanoramas von Werner Tübke als Merkmale einer historischen Rückwärtsbewegung gedeutet.

Vielseitiges Schaffen

Kathrin Röggla, geboren 1971 in Salzburg, lebt als Schriftstellerin in Berlin. Sie veröffentlichte viele Prosabände, zuletzt "Nachtsendung. Unheimliche Geschichten" (2016; S. Fischer), Essays wie "Die falsche Frage. Über Theater, Politik und die Kunst, das Fürchten nicht zu verlernen" (2015, Theater der Zeit Verlag), zahlreiche Theatertexte, zuletzt "Normalverdiener" (2017), und Hörspiele, zuletzt "Verfahren" (WDR/BR, Januar 2020), das sich mit dem Gerichtsverfahren zu den Verbrechen des NSU auseinandersetzt. Als Kunstschaffende zwischen den Medien produzierte sie auch einen Dokumentarfilm (ZDF 2012), arbeitete installativ und kuratierte eine Ausstellung mit dem Titel "Der Elefant im Raum" in der Akademie der Künste (2019).

Für ihre literarischen Arbeiten wurde sie mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Arthur-Schnitzler-Preis (2012) oder dem Nestroy für das beste Theaterstück (2011). Kathrin Röggla ist seit 2015 Vize-Präsidentin der Akademie der Künste in Berlin.

Die Jury

Über die Vergabe des mit 35.000 Euro dotierten Preises für herausragende literarische Kurztexte entschieden die Juror*innen Beate Gütschow (Künstlerin), Hasnain Kazim (Journalist), Sandra Kegel (Literaturkritikerin), Stephan Lebert (Journalist), Christine Lötscher (Literaturkritikerin), Sighard Neckel (Soziologieprofessor) und Daniela Strigl (Literaturkritikerin).

Neu: Wortmeldungen-Schriftenreihe

Der prämierte Text von Kathrin Röggla ist zusammen mit den Texten der Shortlistautor*innen online zu lesen unter: www.wortmeldungen.org. Er erscheint außerdem zur Preisverleihung im Verbrecher Verlag als Band 1 einer Wortmeldungen-Schriftenreihe, kündigen die Preisstifter an.

Preisverleihung im Mai

Die Preisverleihung findet am 16. Mai in den Kammerspielen des Schauspiel Frankfurt statt. Die anschließende Podiumsdiskussion setzt sich mit dem Thema des prämierten Textes auseinander.

Zum Preis

WORTMELDUNGEN – Der Literaturpreis für kritische Kurztexte wird von der Crespo Foundation ausgelobt. Er ist mit 35.000 Euro dotiert und wird jährlich für herausragende literarische Kurztexte verliehen, die in der Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen den Nerv der Zeit treffen. Der mit 15.000 Euro dotierte Förderpreis soll junge Autor*innen motivieren, sich mit dem Thema des Gewinner*innentextes auseinanderzusetzen und eine eigene literarische Position zu formulieren.