Münchens Kulturleben steht still

Bücherschau vorzeitig abgebrochen

12. März 2020
von Börsenblatt
Die 14. Münchner Bücherschau junior wird heute Abend um 19 Uhr vorzeitig abgebrochen. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hat entschieden, dass bis voraussichtlich 19. April alle öffentlichen Vorstellungen entfallen. Andere Kulturinstitutionen zogen mit Veranstaltungsabsagen umgehend nach.

Betroffen sind die städtischen Theater und die Münchner Philharmoniker. Städtische Museen und Bibliotheken bleiben geöffnet, allerdings bleiben die Bücherbusse im Depot.

Bei der nun vorzeitig abgebrochenen  Münchner Bücherschau junior sind zudem alle Veranstaltungen für das Wochenende abgesagt. Die Tickets können über München Ticket zurückgegeben werden.

Auch im Literaturhaus München finden vorerst keine öffentlichen Abendveranstaltungen statt, teilte das Haus mit. Der Veranstaltungsbetrieb soll ab 20. April wieder aufgenommen werden. Das Literaturhaus-Team bleibt zwar durchgehend erreichbar, verzichtet aber auf Publikumsveranstaltungen.

„In München kommt das gesamte Kulturleben mit einer Vollbremsung zum Stillstand“, so Buchhändler Michael Lemling. „Wer hätte sich vor 10 Tagen, als es noch um die Absage von Megaveranstaltungen wie die Leipziger Buchmesse ging, vorstellen können, wie schnell der Corona-Virus auch die kleinen Veranstaltungen in den Buchhandlungen zerschlägt?“ Als Geschäftsführer der Münchner Buchhandlung Lehmkuhl hat Lemling das Veranstaltungsprogramm abgeblasen – alle bis zum Ende der Osterferien geplanten Lesungen fallen aus.

Betroffen sind von den Absagen vieler Kulturveranstaltungen - bundesweit – nicht nur die festangestellten Mitarbeiter von Kultureinrichtungen, sondern viele freie Mitarbeiter und Selbständige. Es hängt von den jeweiligen Werkverträgen ab, inwieweit ein fehlendes Honorar für ausfallende Veranstaltungen finanziell kompensiert werden kann. Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat angekündigt, „dass die speziellen Belange des Kulturbetriebs und der Kreativen miteinbezogen werden, wenn es um Unterstützungsmaßnahmen und Liquiditätshilfen geht.“ Sie habe deshalb in der Bundesregierung angeregt, zu den anstehenden Gesprächen über Hilfsmaßnahmen für die Wirtschaft auch Vertreterinnen und Vertreter aus Kultur und Medien einzuladen.  „Wir müssen auf unverschuldete Härten und Notlagen reagieren und sie ausgleichen. Das muss uns nicht nur die Wirtschaft, sondern auch unsere durch die Absagen schwer gebeutelte Kulturlandschaft wert sein“, sagte Grütters.