Fällt Ihnen auf, wie still die Welt um uns geworden ist, seit wir den Lockdown haben?
Jeder soll nach Möglichkeit in seiner Wohnung bleiben, keine unnötigen Fahrten mit dem Auto, keine Treffen mit Freunden im Strassencafé, keine Feste feiern, keine Picknicks im Park. Verordnete Stille sozusagen.
Wir Buchhändler wissen es genau: Wir brauchen Stille, um unserer Lieblingsbeschäftigung nachgehen zu können - im stillen Kämmerlein sitzen oder liegen wir, um ohne akustische und optische Ablenkung Texte zu erfassen, aber auch fremde Welten zu erobern und darin zu versinken. Seite um Seite, Buch um Buch.
Wer hätte gedacht, dass das ein großer Vorteil sein könnte, diese Zeiten zu überstehen?
Stille aushalten kann nicht jeder. Sich für sich und mit sich selbst beschäftigen anscheinend auch nicht. Wir können das. Sonst eher bemitleidet: Ach, die liest ja nur wieder, ist sich selbst genug. Jetzt eher bewundert:Wie hälst du das aus? Fällt dir die Decke nicht auf den Kopf? Nö. Höchstens ein Buch , das sich aus dem Regal direkt über dem Sofa gelöst hat, als ich vorhin nach einem bestimmten Titel suchte.
Jeder von uns kennt nämlich Titel, die trösten können, mit denen sich bestimmte Gemütsverfassungen einfach besser ertragen lassen. Bücher für die Insel eben, die sich nun halt auch ohne Insel mit Meer drumherum bewähren. Auf Bücher ist Verlass.
Und Bücher, die Medizin sind, kommen auf eine extra Liste, für alle Fälle sozusagen. Ja, jetzt wollen sie natürlich wissen, welche schon auf meiner Liste stehen: Heute Pierre Jarawan, "Ein Lied für die Vermissten", gestern Madeline Miller, "Das Lied des Achill". Vorgestern…. Apropo Lied: Wir wollen ja darüber die Musik und das Essen nicht ganz vergessen.
Dir flüstern Bücher
viel Trost zu in der Stille.
Hör ihnen gut zu!
- Lockdown-Tagebuch von Constanze Kleis: Als wäre unser Realitätssinn ein lustloser Schüler"
- Lockdown-Tagebuch von Martina Bergmann: "Ich bin absolut ohne Sorge um meine Firma"
- Lockdown-Tagebuch von Rainer Moritz: "Where have all the joggers gone?"
- Lockdown-Tagebuch von Martin Schult: "Noch zwölf Rollen, noch neun Rollen, noch vier..."
Ich erlebe hier etwas, das es bei den Versanbuchhandlungen nicht gibt und nicht geben kann. Eine Frau Maier, die nicht nur Bücher verkauft, sondern sie manchmal geradezu ungern aus der Hand gibt ... weil Bücher Freunde sind.
Tatsächlich, die derzeitige Krise entschleunigt.
Wenn Corona eins schon jetzt bewirkt hat, dann daß sich die Menschen trotz Versammlungsbeschränkung begegnen, und daß sie über Werte nachdenken.
So wie ich, der gerade mal wieder den Wert meiner Buchhändlerin erkannt habe.
vielen Dank für diese wunderbare Idee der Lockdown-Tagebücher - they make my day.
Bleibt alle gesund und behaltet die Nerven! ruft euch einigermaßen beschwingt Adrienne Hinze zu