Börsenblatt Young Excellence Award 2020

Isabella Caldart: Polyglott und immer mobil

31. März 2020
von Christina Busse

Sie schreibt journalistische Texte, liest, reist und bloggt: Isabella Caldarts Herz schlägt für Spanien und die Literatur. Mit ihrer Meinung hält sie nicht hinter den Berg. Jetzt ist Caldart (33) für den Börsenblatt Young Excellence Award nominiert.

„Literatur und Reisen sind meine Welt“, sagt Isabella Caldart. Ihr Interesse an Ländern und Menschen verbindet sie mit ihrer Leidenschaft fürs Lesen - und fürs Schreiben. „Ich hatte schon immer das Bedürfnis nach Output“, erklärt die gebürtige Frankfurterin, die in Spanien eine zweite Heimat gefunden hat, wenn auch aktuell mit Hindernissen. 

Die freie Journalistin bloggt unter novellieren.com über internationale Literatur, Popkultur und Gesellschaft. Hier stellt sie Bücher und Buchhandlungen vor, lässt Autorinnen und Autoren zu Wort kommen. „Mein Blog war für mich der Türöffner zum Deutschen Buchpreis“, berichtet die 33-Jährige. 2017 gehörte sie dem offiziellen Team der Buchpreis-Blogger an – einer Gruppe von Literaturenthusiasten, die in jährlich wechselnder Zusammenstellung die Longlist für den besten deutschsprachigen Roman des Jahres auf dem Buchpreis-Blog bespricht, inszeniert und kommentiert.  

Im Jahr darauf wechselte sie die Seiten: Als Social-Media-Managerin des Buchpreises pflegt sie seither die Online-Präsenz auf Facebook, Instagram und Twitter und ist nun selbst für die Auswahl und die Betreuung der inzwischen 20 Buchpreis-Bloggerinnen und -Blogger und weiteren Input auf dem Buchpreis-Blog verantwortlich. „Die Blogger-Szene ist sehr gut vernetzt, besonders über Instagram“, erläutert Caldart, „teilweise entstehen engere Kontakte bis hin zu Freundschaften. Die Grenzen zwischen Job und Hobby sind bei mir fließend.“ 

Neugierig und weltoffen

Dabei setzt sie auf mobiles Arbeiten, was ihrer enormen Reiselust zugutekommt. Mexiko, USA, Spanien… vor allem Barcelona zog sie in ihren Bann, brachte sie überhaupt erst zum Studium, wie sie selbst sagt (Romanistik im Hauptfach - die Katalanistik ist in Frankfurt außerhalb Kataloniens die größte der Welt!). „Diese Stadt hat meinen Lebensweg beeinflusst“, stellt Caldart fest. „Ich fühle mich im Spanischen zuhause. Das Lebensgefühl, die Mentalität und die Architektur machen mich glücklicher – und natürlich spielt auch das Wetter eine Rolle“, versucht sie, die Faszination, die die 1,5 Millionen-Metropole auf sie ausübt, zu beschreiben. 

Doch nach dem Studium der Romanistik, Germanistik und Soziologie an der Goethe-Universität in Frankfurt ging sie erst einmal ins beschaulichere Stuttgart: Ab 2016 volontierte sie im Belletristiklektorat des Klett-Cotta Verlags. Bereits ein halbes Jahr vorher startete sie ihren Literaturblog. Nach dem Volontariat nahm sie im Journalismus Fahrt auf – schon seit 2013 schreibt sie für das Frankfurter Stadtmagazin – und zog nach Berlin um.  

„Ich beschäftige mich gern mit diversen Themen, die mich oft persönlich umtreiben“, erzählt Caldart. Ihre Artikel mit den Schwerpunkten Literatur, Film und Popkultur, zu Feminismus, LGBTQ, Stadtgeschehen und Porträts von Menschen erscheinen unter anderem in der taz, im Missy Magazin, im Börsenblatt, im Stadtmagazin tip Berlin und im Online-Magazin ze.tt.  

2019 war für sie ein bewegtes Jahr mit vollem Programm: Sie hat den Instagram-Account für den Tropen Verlag aufgebaut, war Chefredakteurin für das Sonderheft “Uni Journal” im Stadtmagazin Journal Frankfurt, hat zwei Lesungen auf der Frankfurter Buchmesse moderiert, ist Mitglied der Blogger-Jury des Blogbuster-Wettbewerbs geworden. Dazu lektoriert sie seit vier Jahren das Magazin der Büchergilde und hat jüngst den Frankfurt-Band in der neuen Reclam-Reihe „Zum Verweilen“ zusammengestellt, der im Herbst 2020 erscheint und auf eine literarische Entdeckungsreise durch die Stadt mitnimmt.  

Ihr unangefochtenes Highlight des Jahres: eine Tournee auf Einladung des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst e. V.) an fünf spanische Universitäten. Unterwegs war Caldart auch an anderer Stelle - um an den Goethe-Instituten in Barcelona und in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana über deutschsprachige Literatur zu sprechen. „Das macht großen Spaß und näher werde ich ans Rockstar-Leben wohl nicht herankommen“, sagt Caldart mit einem Lachen. 

Zurück nach Barcelona 

Zum Ende des Jahres hat sie ihre Zelte in der Hauptstadt abgebrochen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Frankfurt wollte sie, so war der Plan, am 31. März ohne Rückflugticket – „open end“, sagt sie - nach Barcelona aufbrechen. Um in der katalanischen Hauptstadt, in der sie sich längst zuhause fühlt, einen beruflichen Traum zu verwirklichen: als Auslandskorrespondentin aus Katalonien / Spanien zu berichten und spanische Literatur in den Fokus zu rücken. „Mein Wunsch ist es, eine Schnittstelle zwischen spanischen Titeln und deutschen Verlagen herzustellen und zu Übersetzungen zu inspirieren. Spanien hat eine vielfältige, interessante Literaturszene“, ist Caldart überzeugt und hat die iberische Halbinsel dabei auch als Ehrengastland der Buchmesse 2021 im Blick.  

Wer, wie Isabella Caldart, Mexiko-Stadt und New York, das Baskenland und Katalonien erlebt und lieben gelernt hat, den wird auch die Corona-Krise nicht vom Weg abbringen. Auf ihrem neuen Instagram-Account @literaturausspanien stellt sie bereits gemeinsam mit anderen Bloggern empfehlenswerte spanische Buchtitel vor.  

 

Auf ein Wort: 

Heimatgefühl: „Wenn ich im Ausland bin, vermisse ich neben gutem Brot – klar! – auch Saftschorlen und die Qualität der Papiertaschentücher. Und ganz speziell an Frankfurt neben meinen Freunden auch die Apfelweinwirtschaften als nivellierendem Ort, an denen der Status egal und jeder gleich ist.“ 

New York: „Trotz Barcelona ist mein Traum, eines Tages in New York zu leben. Nirgendwo fühle ich mich wohler als in dieser Stadt – deswegen habe ich mich auch bei der Green Card Lottery beworben, die einmal im Jahr Visa verlost. Bis es soweit ist, pflege ich meinen neuen Blog Lower Budget Manhattan mit Tipps rund um einen günstigen Aufenthalt in Manhattan.“ 

Kellnern: „Früher habe ich von meiner eigenen kleinen Bar in Barcelona geträumt. Wenn ich zurück in Spanien bin, möchte ich auch wieder kellnern – in einer ganz stinknormalen, nachbarschaftlichen Kneipe, in der man die Gäste mit Namen kennt. Ich brauche etwas Handfestes, das mich erdet.“ 

Isabella Caldart, Jahrgang 1986, hat an der Goethe-Universität in ihrer Heimatstadt Frankfurt am Main Romanistik, Germanistik und Soziologie (M.A.) studiert. 2016/17 volontierte sie im Stuttgarter Klett-Cotta Verlag im Belletristiklektorat. Vorher hat sie bereits ihren Literaturblog novellieren.com gegründet. Seit 2018 ist sie außerdem Social- Media-Managerin für den Deutschen Buchpreis. 

Über den Young Excellence Award

Voraussetzung für die Teilnahme am Börsenblatt Young Excellence Award #yeaward20 ist die Altersgrenze von 39 Jahren. Bis August 2020 benennt die Börsenblatt-Redaktion zehn Nominierte für die Online-Abstimmung, bei der die Leserinnen und Leser darüber entscheiden, wer auf der Frankfurter Buchmesse 2020 für seine beispielhafte Arbeit geehrt wird. Vorschläge und Eigenbewerbungen für die neue Runde können fortlaufend per E-Mail eingereicht werden: boersenblatt@mvb-online.de – Stichwort: #yeaward20.

Das gibt es zu gewinnen:

Der Gewinn des #yeaward20 beinhaltet ein umfassendes Netzwerk- und Weiterbildungsangebot:

  • Teilnahme am Mentoring-Programm des Börsenvereins und am Nachwuchsparlament während der Buchtage 2021 sowie an der Friedenspreis-Verleihung 2020

  • Teilnahme am internationalen Young-Talent-Programm mit Nachwuchskräften aus acht Ländern während der Frankfurter Buchmesse 2020 sowie ein "Business & Conference"-Wochenticket für das Branchenevent inklusive Anreise und Hotelunterkunft

  • Bildungsgutschein für den Mediacampus Frankfurt im Wert von 1.000 Euro

  • Jahresabos für die Webinare und die E-Paper-Ausgabe des Börsenblatts

  • Kongressticket für die future!publish 2021 inklusive Anreise und Hotelunterkunft