Interview mit Börsenverein-Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis

"Eine hohe Wertschätzung für die Branche"

16. April 2020
von Börsenblatt
In den vergangenen Wochen hat der Börsenverein viele Gespräche mit Politikern geführt und auf die wichtige Rolle der Buchbranche für die Gesellschaft hingewiesen: Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, über die Abstimmungen zwischen Bund und Ländern und Staatsministerin Monika Grütters als starke Anwältin der Kultur.

Es fällt auf, dass in den Lockerungsbeschlüssen der Bundesregierung und der Ministerpräsident*innen für den Buchhandel die 800-Quadratmeter-Grenze nicht gilt. Wie konnte das politisch durchgesetzt werden?

Wir haben in den letzten Tagen und Wochen intensive Gespräche mit den politischen Verantwortlichen geführt. Dabei haben wir vor allem zwei Argumente vorgebracht, weshalb eine schnelle Öffnung aller Buchhandlungen sehr wichtig ist: zum einen, weil die Schließungen aufgrund der sehr niedrigen Umsatzrenditen in der Buchbranche die Unternehmen in besonderem Maße wirtschaftlich gefährden. Finanzielle Polster gibt es da so gut wie keine. Zum anderen, weil die Branche für die Gesellschaft eine unverzichtbare Rolle spielt, indem sie die geistige Grundversorgung der Bevölkerung gewährleistet, getragen vom Anspruch der Buchhandlungen und Verlage, einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen einer freien Gesellschaft zu leisten. Diese Argumente waren offensichtlich überzeugend.

Was lässt sich aus der Sonderbehandlung des Buchhandels ableiten? Wird dem Kulturgut Buch seitens der Politik – entgegen jüngster Befürchtungen – nicht doch ein unvermindert hoher Stellenwert beigemessen?

Absolut. Die Entscheidung der Bundesregierung und der Ministerpräsident*innen drückt großen Respekt und eine hohe Wertschätzung für die Branche und das, was sie für die Gesellschaft leistet, aus. Wir sind der Politik dafür sehr dankbar.

Welche Rolle kommt Kulturstaatsministerin Grütters im Kampf der Ressort-Interessen zu? Wie ist es ihr gelungen, sich durchzusetzen?

Wir treffen bei der Bundesregierung insgesamt auf Verständnis für die Anliegen der Branche. In Kulturstaatsministerin Monika Grütters haben wir aber eine außergewöhnlich engagierte Streiterin für den gesamten Kulturbereich, der zudem das Buch besonders am Herzen liegt. Wir können uns glücklich schätzen, so eine starke Anwältin der Kultur an unserer Seite zu haben. Die gesamte Buchbranche spricht ihr dafür großen Dank aus.

Seit heute Mittag wird deutlich, dass es in den einzelnen Ländern wieder unterschiedliche Vorgaben zu Terminen und Infektionsschutzvorschriften gibt. Was rät der Börsenverein?

Es ist ein gutes Zeichen, dass die Lockerungsmaßnahmen grundsätzlich abgestimmt zwischen Bund und Ländern verabschiedet wurden. So gibt es, zumindest was die Eckpunkte betrifft, einheitliche Vorgaben. Allerdings hat beispielsweise Bayern angekündigt, dass der Einzelhandel erst eine Woche später als in anderen Ländern, ab 27.4., wieder öffnen darf. Auch welche Hygienevorschriften genau einzuhalten sind, legen die einzelnen Länder bzw. Kommunen fest. Wir geben als Börsenverein allgemeine Empfehlungen und bieten über unser Vorteilsprogramm seitenreich etwa Aufkleber für Abstandsregelungen, mobile Schutzwände, Desinfektionsmittel und Mundschutz zu günstigen Konditionen an. Für die genauen Vorschriften vor Ort empfehlen wir, die Kolleg*innen im jeweiligen Landesverband bzw. das örtliche Ordnungsamt anzusprechen.