Goethe-Medaille 2020

"Widerspruch ertragen": Ayca, McEwan UND Wanner ausgezeichnet

28. April 2020
von Börsenblatt
Die Goethe-Medaille 2020 geht an die bolivianische Künstlerin und Museumsdirektorin Elvira Espejo Ayca, den britischen Schriftsteller Ian McEwan und die südafrikanische Schriftstellerin, Verlegerin und Kuratorin Zukiswa Wanner.  

Das Goethe-Institut verleiht das Ehrenzeichen jedes Jahr an Persönlichkeiten für ihr herausragendes Engagement im internationalen Kulturaustausch. Die Preisübergabe erfolgt am 28. August, dem Geburtstag Johann Wolfgang von Goethes.  

Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, betont: „Das diesjährige Thema ‚Widerspruch ertragen - der Ertrag des Widerspruchs‘ ist ein Plädoyer dafür, auch unter schwierigen Bedingungen mit Ambivalenzen umzugehen. Gerade aus Widersprüchen können fruchtbare Kräfte erwachsen, die Vielfalt ermöglichen und zu Reflexion und neuen Erkenntnissen anregen. Die Preisträgerinnen und Preisträger der Goethe-Medaille 2020 geben herausragende Beispiele für die Kraft kritisch reflektierender Kunst und den offenen internationalen Kulturaustausch, der Widersprüche nicht scheut, sondern als Chancen erkennt.“ 

Die Goethe-Medaille wird traditionell an Goethes Geburtstag, dem 28. August, in Weimar im Rahmen eines großen Kunstfest verliehen. Ob dies auch diesen Sommer möglich sein wird, will das Goethe-Institut in den kommenden Wochen bekanntgeben.  

Begründung der Preisvergabe 

Elvira Espejo Ayca, geboren 1981 in Bolivien, ist Direktorin des National Museum of Ethnography and Folklore (MUSEF) in La Paz und zudem Künstlerin - Dichterin, Essayistin, Musikerin und Weberin. Die Kommission der Goethe-Medaille ehrt Elvira Espejo Ayca als „wahre Brückenbauerin, die wertvolle kulturelle Vermittlungsarbeit leistet: zwischen Lateinamerika und Europa, dem modernen Bolivien und seiner kolonialen Vergangenheit, zwischen den eigenen indigenen Traditionen und anderen Kulturen, zwischen den künstlerischen Disziplinen und Generationen. In der Auseinandersetzung mit Ambivalenzen entwickelt sie ihre besondere kreative Kraft.“ 

Ian McEwan, geboren 1948 in England, ist einer der bedeutendsten, international geachteten Gegenwartsschriftsteller. „Sein literarisches Schaffen ist vom Wesen des Widerspruchs und der kritischen, tiefenpsychologischen Reflexion gesamtgesellschaftlicher Phänomene durchdrungen wie etwa den Themen Klimawandel, künstliche Intelligenz und Moral in der Wissenschaft. Trotz harscher Angriffe im eigenen Land setzt er sich zudem offen gegen engstirnige Nationalismen ein und tritt als leidenschaftlicher Pro-Europäer auf“, heißt es in der Begründung der Jury. 

Zukiswa Wanner, 1976 in Sambia geboren, ist Schriftstellerin, Journalistin und Verlegerin. „Ihr Selbstverständnis als ‚African writer‘ bedeutet, über nationale Grenzen hinaus zu schreiben und zugleich die Vielfalt afrikanischer Kulturen in die künstlerische Arbeit einfließen zu lassen. Ihre detaillierte Kenntnis der südafrikanischen Literatur wie auch ihr differenziertes Verständnis für regionale Diskurse und afrikanische weibliche Identität machen sie zu einer international gefragten Expertin und zum Vorbild einer ganzen Generation afrikanischer Schriftsteller*innen“, so die Jury.