Carlsen Clips wirken wie eine Art Jugendbuch light – woher wissen Sie, dass derartige Bücher gesucht und gekauft werden?
Wir stehen im regelmäßigen und engen Austausch mit Lehrkräften und Pädagog*innen, die uns immer wieder die Nachfrage vor allem aus Schulen weitergeben. Auch anhand unserer Absätze sehen wir, dass derartige Bücher für eine Leserschaft interessant sind und gebraucht werden. Da wir mittlerweile eine Vielzahl von Themen abdecken, ist aber auch interessant zu sehen, was inhaltlich ankommt – das ist durchaus unterschiedlich.
Die Konkurrenz aus Weinheim unterscheidet ja zwischen Lesealter und Leseniveau, z.B. Lesealter 11, Leseniveau 9 Jahre. Lässt sich eine derartige Rechnung auch für Carlsen Clips aufstellen?
Ein Problem ist, dass Jugendliche mit niedriger Lesekompetenz oft Bücher lesen sollen, die eigentlich für jüngere Leser*innen gedacht sind. Solche Titel sprechen die Jugendlichen inhaltlich jedoch überhaupt nicht an. Deshalb entscheiden wir uns für Themen, die für Jugendliche und ihren Alltag relevant und mit denen sie in ihrer Lebenswelt konfrontiert sind. Diese Inhalte setzen wir dann nach unserem Clips-Konzept um, haben aber ein Durchschnittsalter von 13 Jahren auf unseren Büchern angegeben und bisher gute Erfahrungen damit gemacht. Insofern lässt sich die in Ihrer Frage genannte Aufschlüsselung bei den Clips nicht so detailliert anwenden, wir gehen etwas allgemeiner vor.
Die Reihe nutzt eine einfachere Sprache, keine einfache Sprache. Oder sind da bestimmte Anforderungen an die Sprache für die Autor*innen von Verlagsseite definiert? Wenn ja, wie sehen die aus?
Es gibt sprachliche, aber auch formale Vorgaben. Vom Umfang her sind die Bücher kurz, maximal 112 Seiten, die Story wird stringent erzählt, ohne komplizierte Nebenhandlungen. Die Sätze sind einfach und nicht zu lang. Abkürzungen und Fremdwörter sowie englische Begriffe sind zu vermeiden, sofern sie nicht sowieso im derzeitigen Sprachgebrauch der Jugendlichen üblich sind. Gestalterische Ansätze sind eine größere Schrift, weniger Zeilen pro Seite und kurze, logisch aufeinander folgende Absätze. Außerdem verzichten wir auf den üblichen Blocksatz und auf Worttrennungen; selbst die Wahl der Anführungszeichen (deutsche statt französische) spielt eine Rolle. All dies soll dazu beitragen, dass die Texte den Jugendlichen nicht wie "Bleiwüsten" erscheinen. Ihnen soll von Anfang an die Angst vor dem Lesen genommen werden.
Wo sind da inhaltliche Grenzen gesetzt?
Inhaltliche Grenzen gibt es vorrangig bei der Komplexität einer Geschichte und den Nebenschauplätzen. Man merkt ja bereits dem Exposé deutlich an, wenn der Inhalt eingedampft und sich auf die Hauptstory konzentriert werden muss. Es ist eine große Kunst, das Wichtigste kurz und interessant zu erzählen. Ansonsten ist das erwähnte Lesealter von 13 Jahren die Richtlinie, was inhaltliche Grenzen angeht – wir mussten schon Ideen eine Absage erteilen, die thematisch zu heftig und vor allem in der Vielzahl der dargestellten Probleme und Wendungen für die Clips ungeeignet waren.
Wenigleser oder Jugendliche, die ihre Lesefähigkeit als eher unterdurchschnittlich einschätzen, sind natürlich von Natur aus keine Buchhandlungsbesucher. Wie kommen die Bücher also zu ihren Lesern?
Wir entwickeln zu jedem Buch der Clips-Reihe Unterrichtsmaterial, das wir den Lehrkräften auf unserer Homepage kostenlos zur Verfügung stellen. Dieses Angebot wird dankbar angenommen, die Clips werden daher vorrangig in der Schule gelesen. Ich denke, dass die Bücher hauptsächlich diesen Weg gehen und auch den über Empfehlungen. So gelangen Clips-Romane zum Beispiel über den stationären Buchhandel zu den Jugendlichen, die dann zwar vielleicht nicht selbst die Buchhandlung betreten, aber ein Buch geschenkt bekommen. Wer den Wunsch hat, einem wenig lesenden Jugendlichen mit niedriger Lesekompetenz trotzdem ein Buch zu schenken, ist mit den Clips sehr gut beraten und kann auf eine Vielzahl interessanter Titel zurückgreifen.
Mehr zum Thema "Leichter lesbare Bücher" lesen Sie im heute erschienenen Börsenblatt-Spezial Kinder- und Jugendbuch.