17. Kleinverlegertag der HTWK Leipzig und des AkV

"Wir machen Musik"

4. November 2010
von Börsenblatt
Von Klassik bis Subkultur der Musik auf der Spur: Der 17. Kleinverlegertag der HTWK Leipzig und des Arbeitskreises kleinerer unabhängiger Verlage im Börsenverein (AkV) nahm die Arbeitssituation kleiner, unabhängiger Musikverlage in den Fokus.

Mit geballten Messeauftritten in Leipzig und Frankfurt sowie der im September erfolgten Gründung eines eigenen Arbeitskreises im Börsenverein wollen Musikverlage sich und ihre Produkte stärker ins Bewusstsein der Buchbranche bringen. Grund genug für die Studierenden des Studiengangs Buchhandel/Verlagswirtschaft an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig, die Arbeit der Musik-Indies zum Thema ihres traditionellen Kleinverlegertags zu machen. Nachdem der Klassiker letztes Jahr als abendliche Podiumsdiskussion über die Bühne ging, entschied man sich diesmal wieder für das bewährte Format, das die vielfältigen Herausforderungen der Kleinen in den Mittelpunkt rückt und, wie Rolf Nüthen betonte, die „Chance zum gegenseitigen Kennenlernen bietet“ – für manche der angehenden Verlagsprofis vielleicht auch die Chance zu einer Initiativbewerbung.

Beim kleinen Stuttgarter Theater- und Musikverlag Cantus begann einst auch die Karriere von Mathias Hutzel. Der Vertriebs- und Marketingleiter bei Schott Music, frisch gekürter Sprecher des Arbeitskreises, skizzierte in seiner einführenden Tour d’horizon die Medien-, Handels- und Publikumspluralität eines Musikmarkts, auf dem sich große wie kleine Unternehmen behaupten müssen. Anders als die Big Player der Plattenindustrie, die „Publikumsverlage der Branche“, agierten die (klassischen) Musikverlage als deren Fach- und Ratgeberverlage. „Medienvielfalt“, so Hutzel, „bedeutet Handelsvielfalt“ – und tatsächlich hat sich – von der Erfindung des Grammophons durch Emil Berliner bis zum „enhanced e-score“ - die Vielzahl der Trägermedien rasant entwickelt.

Was es heißt, sich als kleiner Musikverlag in einer nicht zuletzt durchs Internet dramatisch veränderten Branche durchzusetzen, machten Sabine Kemna (Furore Verlag, Kassel), Christoph Dohr (Musikverlag Christoph Dohr, Köln), Klaus-Jürgen Kamprad (Verlagsgruppe Kamprad, Altenburg) und Oliver Schmitt (Ventil Verlag, Mainz) plastisch. Ob man, wie Dohr, wegen eines von Schott abgelehnten Titels in der eigenen Zwei-Zimmer-Mietwohnung Verleger wird (heute gibt es ein eigenes Verlagsgebäude und 2000 lieferbare Titel) oder, wie die Ventil-Mannschaft vor 11 Jahren, außer einem Punk-Fanzine auch Bücher machen will: In Zeiten, da Musik-Früherziehung schon während der Schwangerschaft einsetzt und sich, laut GfK-Studie, fast die Hälfte aller Deutschen für „musikalisch“ hält (immerhin 16,5 Prozent musizieren aktiv!), scheint für viele Ansätze Platz zu sein. Beim Branchen-Primus Schott bringt man die Diversifikation intern flapsig auf den Punkt: „Wir machen Musik – von pränatal bis postmortal."