90 Jahre Sack Düsseldorf

Der digitale Rechtsweg

22. November 2017
von Börsenblatt
Der Geburtstag der RWS-Buchhandlung Sack in Düsseldorf wurde festlich gefeiert, mit viel Optimismus und einer Rede des nordrhein-westfälischen Justizministers Peter Biesenbach. Die rechtspolitischen Ziele der neuen Landesregierung und die Digitalisierung waren seine Themen.

Weit ist es nicht vom Justizministerium zu Sack, er sei zu Fuß gegangen, so leitete Justizminister Peter Biesenbach seine Rede ein. Dass er eine persönliche Beziehung zu dem Unternehmen habe, sei ihm unterwegs durch den Kopf gegangen: Schon früher habe er seine Fachliteratur bei Sack gekauft.

Der Minister bekannte, ein "analoger Dinosaurier" zu sein, der sich freue, gedruckte Werke im Laden vorzufinden. Dann aber wurde er dienstlich und strich heraus, dass der Rechtsbereich den Weg in die digitale Zukunft in wenigen Jahren abgeschlossen haben muss. Die Vorgabe aus Berlin sei, dass bis 1. Januar 2022 alle Vorgänge rein elektronisch sind, und es im Gerichtssaal nicht mehr ein Blatt Papier gibt.

Programmierer für den Handel
Der hohe Digitalisierungsdruck im RWS-Bereich war das Stichwort auch von Hans Jürgen Richters, Geschäftsführer von Sack Fachmedien. Er war für die Geburtstagsfeier über den Rhein aus Köln in die NRW-Landeshauptstadt gekommen und betonte, dass digitale Produkte für die Buchhändler, genauer: für die Fachinformationsdienstleister eine immer größere Rolle spielten. Auch der Workflow werde zunehmend digital. Den Herausforderungen stelle sich Sack unter anderem, indem die Mediengruppe Programmierer beschäftige und eine eigene Entwicklungsabteilung aufbaue.

Dass es nach wie vor juristischen Handlungsbedarf gibt, der zu Literatur – sei es analog oder digital – verarbeitet werden muss, wurde wiederum deutlich in der Rede des Ministers. "Rechtspolitische Ziele der neuen Landesregierung Nordrhein-Westfalen" lautete ihr Titel. Peter Biesenbach unternahm einen Streifzug durch juristische Problemfelder und sprach dabei unter anderem sein Ziel an, internationalen Unternehmen entgegenzukommen und Wirtschaftsprozesse auf Englisch zu ermöglichen. Auch das autonome Autofahren sei ein Thema, das nicht nur technisches, sondern juristisches Neuland sei, so der Minister.

Optimistisch in die Zukunft
Arbeit für Verlage und Handel gibt es reichlich. Dass die Herausforderungen für sie dennoch enorm sind, sprach auch Professor Felix Hey an. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter des Verlags Dr. Otto Schmidt, des Sack-Eigentümers. Als Beispiele nannte er unter anderem die zurückgehende Kundenfrequenz in den Innenstädten. Ebenso DEAL: die Verhandlungen der drei großen Wissenschaftsverlage Springer Nature, Wiley und Elsevier mit den Universitäten unter Ausschluss des Handels.

Die Geburtstagsfeier aber blieb, untermalt von den Klängen des Querflötenquartetts "Tetrachord", optimistisch. Weiterhin ein eigenes unverwechselbares Profil, jetzt aber gleich für die nächsten 90 Jahre, war der Geburtstagswunsch Heys für Sack Düsseldorf.