Internationale Jugendbuchmesse Bologna

Der Kaufwunsch steht über dem Preis

3. April 2017
von Stefan Hauck
Auf 20.000 Quadratmetern stellen 1.200 Jugendbuchverlage aus 75 Ländern ihre Novitäten aus: Heute beginnt die 54. Internationale Jugendbuchmesse in Bologna. Gastland sind in diesem Jahr Katalonien und die balearischen Inseln.

Kaum ist die Leipziger Buchmesse verklungen und für eine Reihe der Kinderbuchverlage noch die Woche mit Vertreterkonferenzen absolviert, beginnt die Jugendbuchmesse in Bologna. „Aber kaum ist man in Italien, spürt man auch schon die Bereitschaft, wieder neu zu starten“, begrüßte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen, Renate Reichstein, rund 120 Verlagsmitarbeiter und Agenten, dazu Kritiker, Autoren, Illustratoren und Übersetzer, die gestern Abend zur traditionellen Messeeröffnung ins Istituto di Cultura Germanica gekommen waren. 2016 sei nicht gerade ein positives Jahr gewesen, das erste Quartal 2017 recht durchwachsen, zog Reichstein Bilanz – „wir hoffen auf ein besseres zweites Quartal“. Dazu könne mehr Umsatz durch höhere Preise beitragen, meinte die avj-Vorsitzende und wies auf Umfragen hin, die in Buchhandlungen erhoben wurden: „Die meisten Kunden, die der Kassiererin gerade ein Buch gereicht hatten, konnten nicht sagen, was sie gleich bezahlen würden – der Wunsch, dieses Buch zu haben, stand über dem Preis.“ Reichstein plädierte dafür, die Frage „Was darf ein Buch kosten?“ mutiger zu beantworten.

Sie wies auch auf die veränderte Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen hin, in deren Freizeitbeschäftigungen zuoberst Handy, Internet und Musikhören stehen. „Erst auf Platz 10 stehen die Bücher.“ Verstärkt müsse hier der Blick auf die Selbstkäufer an der Schwelle zum Erwachsenenalter gerichtet werden: „Sie dürfen uns als Zielgruppe nicht verloren gehen!“ Reichstein bemängelte zudem das oft zögerliche Einkaufsverhalten bei Jungsbüchern: „Wenn zu wenige Jungsbücher einkaufen, um sie zu verkaufen, stehen zu wenig Jungsbücher im Ladenregal. Dieser Kreislauf führt dann zur selffullfilling prophecy: Jungs lesen ja nicht so…“

Als einen Lichtblick bezeichnete sie eines der Ergebnisse der JIM-Studie, wonach die Zahl derjenigen, die mehrmals pro Woche zum Vergnügen Bücher lesen, sich in den vergangenen zehn Jahren bei 40 Prozent eingependelt habe. „Bücher sind für diese Zielgruppe wichtig beim Erwachsenwerden“, zitierte sie ein Fazit der Studie und appellierte: „Machen wir uns daran, in Bologna die richtigen Titel für sie zu finden.“