"Sprachen ohne Grenzen"

Klaus-Dieter Lehmann eröffnet internationales Forum zur Mehrsprachigkeit

18. September 2009
von Börsenblatt
"Nur mit Sprachen können wir Grenzen überwinden. Nur mit Mehrsprachigkeit können wir uns in Europa nicht nur verstehen, sondern auch verständigen. Ohne Sprachenvielfalt ist Integration undenkbar. Und nicht zuletzt: Nur mit dem ernst gemeinten Prinzip der Mehrsprachigkeit hat Deutsch als Fremdsprache in Europa eine wirkliche Zukunft." Mit diesem Bekenntnis zur Mehrsprachigkeit eröffnete der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann gestern Abend das internationale Forum "Sprachen ohne Grenzen" in der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin.
Leonard Orban, Schirmherr von "Sprachen ohne Grenzen" und als Mitglied der EU-Kommission zuständig für Mehrsprachigkeit, wandte sich in einer Videobotschaft an die Gäste und gratulierte dem Goethe-Institut zum Erfolg seines zweijährigen Themenschwerpunktes, der nun seinen Abschluss finde. Es sei dem Goethe-Institut gelungen, die vielen Aspekte von Sprachen mit einer globalen Sicht zu verbinden. Sprache sei auch ein "Teil unserer Identität". Sie sei ein wichtiger Faktor für soziale Dienste, und ohne sie könne "unsere Wirtschaft nicht wachsen".

Von der Notwendigkeit einer ehrgeizigeren Sprachenpolitik sprach Jochen Richter, stellvertretender Kabinettschef des EU-Kommissars für Mehrsprachigkeit Leonard Orban. Allzu oft gingen auch staatliche Stellen die Sprachenthematik zu konservativ und zaghaft an. Die Welt, in der wir heute leben, hätte längst ein anspruchsvolleres Sprachenumfeld geschaffen: ob in Bildung, Sozialwesen oder Wirtschaft - der Erfolg hänge von der Fremdsprachenkompetenz ab. Immigration, so Richter, habe zu einem erheblichen Sprachen- und Kulturmix in Europa beigetragen. So spreche sich die Kommission dafür aus, dass eine breitere Palette von Sprachen unterrichtet werde, ein leichterer Zugang zum Sprachunterricht gewährleistet werde und staatliche Stellen den sprachlichen Problemen durch Informationen in mehreren Sprachen entgegen wirke. "Wir sollten mehr tun, um unseren Bürgerinnen und Bürgern die Kenntnisse zu vermitteln, die sie tatsächlich in unserer modernen Welt brauchen. Wir sollten mehr tun, um Dialog und Verständnis in unseren Gemeinschaften zu fördern. Und wir sollten die Unternehmen für das Potenzial sensibilisieren, das Sprachen bergen. Damit entsprechen die Vorschläge der Kommission weitgehend dem Projekt "Sprachen ohne Grenzen".

Der Leiter der Abteilung für Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt Martin Kobler verwies in seinem Grußwort darauf, dass "die globalisierte Welt, in der wir leben", die Mehrsprachigkeit zu einem der wichtigsten europäischen Bildungsziele mache. Bildung sei eine Schlüsselressource des 21. Jahrhunderts. Den Herausforderungen der Globalisierungen könne man nur mit besseren fachlichen Qualifikationen, Sprachkenntnissen und interkulturellen Kompetenzen begegnen.

Werbung für Sprachenvielfalt sei auch Werbung für die eigene Muttersprache. Die Chancen für den Erhalt und die Förderung des Deutschen als Fremdsprache in Europa und weltweit hänge entscheidend davon ab, "dass es gelingt Mehrsprachigkeit als wertvolle Grundlage kultureller und wirtschaftlicher Entwicklung zu verankern".

Für den Erfolg der deutschen Exportwirtschaft sei ein positives Deutschlandbild im Ausland von zentraler Bedeutung, denn es fördere Vertrauen, so Kobler. Gerade in Krisenzeiten sei Vertrauen ein Stabilitätsfaktor. Vertrauen wiederum hänge vom Verstehen ab. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier habe deshalb die Initiative "Schulen: Partner der Zukunft" ins Leben gerufen, die mit ihrem weltweiten Schulnetzwerk von derzeit 1360 Schulen gleichzeitig eine der größten Sprachwerbekampagnen umfasse.
Es freue ihn ganz besonders, dass das internationale Forum "Sprachen ohne Grenzen" das Thema Mehrsprachigkeit als Motor europäischer Integration in den Fokus rücke.

Noch bis Samstag wird in der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin über die Bedeutung und den Nutzen von Mehrsprachigkeit für das politische, kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Leben diskutiert werden. Das Forum zum Thema Mehrsprachigkeit gliedert sich in die Sektionen Bildung, Sprache und Integration, Wirtschaft und Wissenschaften. Ein Rahmenprogramm reflektiert das Thema auch unter künstlerischen und kulturellen Aspekten
"Sprachen ohne Grenzen" richtet sich sowohl an Experten wie an eine interessierte Öffentlichkeit. Neben Vertretern aus Wissenschaft, Bildung und Kultur, nehmen auch Experten aus der Wirtschaft und EU-Politik teil.