"Wortspiele"-Festival für junge Literatur

Großstadtglamour und der Papa als Werwolf

10. März 2017
von Börsenblatt
Vom 15. bis 17. März stehen 18 Autoren mit ihren belletristischen Neuerscheinungen auf der Bühne des internationalen Festivals für junge Literatur "Wortspiele" in München.

Bislang hält das große Interesse an den „Wortspielen“ ungemindert an. Kein Wunder, denn keine andere Literaturveranstaltung hat sich so auf die Präsentation junger Autoren und ihrer Werke spezialisiert. Die Schriftsteller sind zwischen 29 und 40 Jahre alt, sie stammen aus Deutschland, Österreich, Russland und dem Iran – und verfassen ihre Texte in deutscher Sprache. Etwas ist auffallend in diesem Jahr, wie „Wortspiele“-Veranstalter Johan de Blank festhält: „Bislang hatten wir ein ziemlich ausgewogenes Verhältnis zwischen Autorinnen und Autoren. Diesmal haben wir zwei Drittel Frauen und ein Drittel Männer. Das war natürlich keine bewusste Entscheidung, denn es geht ja um die Qualität der Texte. Doch vielleicht kann man daraus doch ein gewissen Trend herauslesen.“

Neben Debütanten wie Martin Becker , Nava Ebrahimi, Alina Herbing und Philipp Winkler kann man auch bekannte und bekanntere Jungautoren auf der Bühne erleben, etwa Lena Gorelik, Benjamin Lebert, Andreas Stichmann, Julia Wolf und Julia Zange. Der inhaltliche Bogen ist breit gespannt: Existentielles Leerlaufen am Ende der Jugend. Die Frage nach Identität, wenn man woanders geboren ist, aber in Deutschland lebt. Überhaupt: Was bedeutet kulturelles Selbstverständnis in einer globalen Welt? Die vermeintliche Landidylle trifft auf Großstadtglamour, der aber auch seine Fallgruben hat. Eines ist klar: Als 17-jährige ist das Leben schwer. Noch schwieriger wird es, wenn man sich in den Junglehrer verliebt und ihn öffentlich küsst. Und was macht man, wenn Mama und Papa zu Werwölfen mutieren? Am besten abhauen, ganz weit weg gehen, vielleicht bis nach Afghanistan.

An jedem der drei Tage kürt das Publikum im Münchner Club Ampere / Muffatwerk einen Tagessieger. Die Juroren Tanja Graf (Literaturhaus München), Cornelia Zetzsche (BR-Redakteurin) und Autor Fridolin Schley ermitteln den Bayern2–Wortspiele–Preisträger (dotiert mit 2000 Euro), der am Freitag bekannt gegeben wird. Mindestens ebenso spannend ist es, was die 18 jungen Autoren literarisch zu sagen haben. Und wer in München nicht mit dabei sein kann, für den gibt es die „Wortspiele“ in verkürzter Form am 30. und 31. März in Wien / Jazzclub Porgy & Bess. 

http://www.festival-wortspiele.eu