Antiquariat

Varia Antiquaria 26

5. März 2011
von Börsenblatt
Erste Eindrücke aus Zürich, Reinhard Wittmanns Buchhandelsgeschichte in dritter Auflage und weitere Reaktionen auf die ZVAB-Übernahme durch Abebooks. Neuigkeiten für Antiquare und Büchersammler.

Die ersten drei Stunden nach Eröffnung der 17. Antiquariats-Messe Zürich (noch bis Sonntagnachmittag und auf jeden Fall einen Besuch wert) verliefen lebhaft und in optimistischer Stimmung. Die Antiquare in der Schweiz haben sich auch in Zeiten des Online-Handels etwas Eigenes bewahrt; man staunt zum Beispiel, dass es in einer für Gewerbetreibende so teuren Stadt wie Zürich immer noch so viele hochwertige Ladenantiquariate gibt.

Mit aus einem Zürich-Gespräch bringen wir eine Änderung auf dieser Seite. Unter www.boersenblatt.net/template/bb_tpl_antiquariat_kataloge/ werden wir ab sofort wieder alle Kataloge verzeichnen, die der Redaktion Antiquariat in Frankfurt zugehen. Außerdem bitten wir die Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz herzlich, uns Firmennachrichten aller Art (Adressänderungen, Personalien, Veranstaltungen etc.) zukommen zu lassen, die wir hier und in der Zeitschrift "Aus dem Antiquariat" veröffentlichen können.

Reinhard Wittmanns vor zwanzig Jahren erstmals erschienene "Geschichte des deutschen Buchhandels", die in keiner Handbibliothek fehlen sollte (obwohl das Antiquariat darin nur am Rand erwähnt wird), liegt jetzt im Verlag C. H. Beck in dritter Auflage vor.

Die Übernahme des ZVAB durch Abebooks bewegt – selbstverständlich – weiterhin die Gemüter. Offen ist, ob die Nachricht als Katalysator für eine koordinierte politische Initiative wirken kann – vergleichbar etwa mit der ab 2001 drohenden Liquidation der Mediantis AG. Wir verweisen hier vorläufig auf einen Aufruf von Peter Mulzer ("Antiquare, wehrt Euch gegen die drohende Monopolisierung durch Amazon!") und eine kritische Betrachtung zum selben Thema von Helmer Pardun ("ZVAB – Fusion, Folgen und Chancen").

Ein signifikantes Zitat aus letzterem Beitrag: "Es regieren Trauer, Frust, Befremden, Schmerz, Enttäuschung, Zukunftsängste; bei einigen ein chronisch Gefühl der Leere – meist schon aus der Einsicht in die Unvermeidlichkeit heraus, jetzt selbst etwas unternehmen zu müssen. Die jetzt allfälligen Hinweise auf einen wirksamen B-Plan aus den Reihen antiquariats-geborener de-Plattformen sind noch ohne hinlängliche Hinweise auf deren Berechtigung und ohne jegliche Öffentlichkeitsarbeit momentan vergleichbar vage wie die Aufforderung eines Eisbadenden im Fluss für den Zuschauer am Ufer: 'Kommen Sie herein, es ist köstlich.'"

Aus dem Amazon-Forum stammt eine weitere spontane Einschätzung einer Marktteilnehmerin: "Dann besteht ja doch noch Hoffnung, dass sich im ZVAB einiges ändern wird. Hoffentlich führen die möglichst schnell ein Bewertungssystem ein und machen das Ranking der Ware etwas durchsichtiger. Viel schlechter kann es jedenfalls nicht werden. Auch als Kunde würde ich mir ein Bewertungssystem wünschen. ... ... Außerdem wäre es schön, wenn das Bezahlsystem von Amazon im ZVAB als weitere Möglichkeite eingeführt werden könnte. Ich sehe das als Chance für das ZVAB. Setzt Amazon die Nummer an die Wand, dann ist das auch egal, weil dadurch der Marketplace und ebay gestärkt werden würden. Lustig finde ich die Überlegung wieviele Antiquare damit wohl ihre Verkäufe dort einstellen werden. Immerhin weigern sich ja genug auf Amazon und ABE zu verkaufen."

Im Blog von Rainer Friedrich Meyer (Berlin) finden sich in einem Eintrag von heute einige knappe und unaufgeregte Hinweise, die trotzdem Zentrales ansprechen.