Antiquariat

Nachlass Fritz Homeyer in Saarbrücken

20. September 2011
von Börsenblatt
Das Archiv der Universität des Saarlandes hat kürzlich aus Privatbesitz den Nachlass des Antiquariatsbuchhändlers und Germanisten Fritz Homeyer (1880–1973) und seiner an der Universität des Saarlandes als Professorin für Klassische Philologie wirkenden Ehefrau Helene Homeyer (1898–1996) übernommen.

Fritz Homeyer wurde 1880 in Posen geboren, er starb 1973 in London. Nach dem Studium und einer germanistischen Promotion an der Berliner Universität arbeitete Homeyer als Assistent an der Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Von 1918 bis 1923 war Homeyer als Antiquar bei Martin Breslauer in Berlin angestellt. Anschließend arbeitete er für Walter de Gruyter als Antiquar und Buchhändler, ebenfalls in Berlin. 1931 übernahm er die Leitung der Akademischen Buchhandlung Arthur Collignon, die 1929 von de Gruyter erworben worden war.

Fritz Homeyer engagierte sich als Vorsitzender des 1918 begründeten Vereins Berliner Buch- und Kunstantiquare (erzwungene Vereinsauflösung 1937). Homeyers Wirken in der "Gesellschaft der Bibliophilen" und in der "Maximilian-Gesellschaft" schlug sich in der Beteiligung an zahlreichen bibliophilen Vorhaben nieder. Besonders eng war Homeyers Verbindung zur "Maximilian-Gesellschaft". Von 1921 bis 1934 engagierte sich Homeyer als ihr Schriftführer, 1934 bis 1938 war er ihr stellvertretender Vorsitzender.

Homeyer emigrierte 1938 nach üblen Denunziationen und Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer zusammen mit seiner "halbjüdischen" Ehefrau nach London und war dort als Buchhändler in einer Fachbuchhandlung tätig (siehe Ernst Fischer: Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933. Ein biographisches Handbuch. Elbingen 2011, S. 142 f.). 1951 siedelte das Ehepaar Homeyer von dort nach Saarbrücken über. 1964 erfolgte die Rückkehr nach London.

Der Nachlass von Fritz und Helene Homeyer, der jetzt im Archiv der Universität des Saarlandes zugänglich ist, enthält unter anderem Dokumente zu Fritz Homeyers beruflichen Stationen und seinem Lebensweg (Doktorurkunde, polizeiliche Abmeldung aus Deutschland 1938, Übernahme der britischen Staatsbürgerschaft etc.), außerdem Vortragsmanuskripte und viele seiner wissenschaftlichen und feuilletonistischen Publikationen. Die Briefwechsel stammen ganz überwiegend aus den Jahren nach 1945 (eine Übersicht über die Korrespondenzpartner ist in Saarbrücken vorhanden).

Im September-Heft der Zeitschrift "Aus dem Antiquariat" (AdA 5/2011) erscheint ein Beitrag von Dirk Heißerer über eine Fotografie aus Saarbrücker Privatbesitz, die Fritz Homeyer im Gespräch mit Thomas Mann und dem Verleger Stanley Unwin zeigt (Bestellungen hier).

Kontakt zum Universitätsarchiv Saarbrücken (Archivoberrat Dr. Wolfgang Müller):